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Das Jahrtausend endete für die Shivsena mit einer Krise. Die Partei, die sich seit ihrer Gründung 1966 mit einem Programm eines mit gewalttätigen Aktionen und populistischen Gesten gespickten Hindu-Nationalismus in Maharashtra etabliert hat, und der es 1995 im Verein mit der BJP gelungen war, die Congress-Partei auch in ihrer westindischen Hochburg zu entmachten, verlor im Oktober 1999 die Wahlen zur Landesregierung. Eine Koalition des Congress (I) und der neu-gegründeten National Congress Party (NCP) unter Maharashtras big man Sharad Pawar (1) übernahm die Regierung in diesem westlichen Bundesland, das die Shivsena schon allein auf Grund ihrer regionalistischen Positionen zu regieren beansprucht. Damit schien die Partei schon nach ihrer ersten Regierungsperiode an ihre Grenzen gestoßen zu sein. (2) Das, was Kritiker ihr immer vorhergesagt hatten, schien sich zu bewahrheiten: Es würde ihr, die sich als militante Protest-Bewegung gegen das politische Establishment gerierte, und die das goldene Zeitalter von Shivshahi, der Herrschaft des Krieger-Königs Shivaji, zu bringen versprach, so ergehen, wie anderen Bewegungen auch: sie würde mangels Erfolgen ihr "Charisma" verlieren und sich schlicht auflösen. Allerdings könnten sich solche Prognosen auch diesmal als voreilig herausstellen.
Schon 1981, als die Shivsena erst 15 Jahre alt war, bezweifelte Dipankar Gupta, dass sich die Partei zu einer permanenten politischen Kraft entwickeln könnte. "The possibility of the Shivsena being able to reach its goals through legitimate means is ruled out. This also determines the possibility of the Shivsena being able to attain its goals through violence and coercion, and by defying legitimate authority. The Shivsena however does not have this capacity and it knows it." (Gupta 197-198) Seither ist der Partei immer wieder ihr baldiges Ende vorhergesagt worden. 1980, als sie die meisten ihrer Sitze in der Bombay Municipality verlor, wurde sie totgesagt; 1984 hieß es, ihr Potential sei erschöpft. (3) Doch wenig später etablierte sie sich in den kommunalistischen Ausschreitungen von Bhivandi als eine der gewalttätigsten unter den hindu-nationalistischen Organisationen und erhielt 1985 die Mehrheit in der Bombay Municipality, die sie seither regiert. Dennoch hieß es 1992 wieder, die Partei sei am Ende. (4) Dann folgten die Zerstörung der Babri-Moschee in Ayodhya und die schweren kommunalistischen Ausschreitungen in Bombay im Winter 1992/93, an denen die Partei maßgeblich beteiligt war, und 1995 gewann die Shivsena die Wahlen zur Maharashtrischen Landesvertretung in Koalition mit der BJP.
Die Shivsena wurde in den letzten Jahren immer wieder zur Regierungspartei in Bombay, in Maharashtra, und nun auch zum dritten Mal in das gesamtindische Parlament, der Lok Sabha, gewählt und regiert seit 1998 zusammen mit ihrem ideologischen Partner, der BJP, und weiteren 21 Parteien ganz Indien. Trotz vieler Rückschläge, die die Partei oft in massive interne Krisen stürzte, hat sie es in ihrer 35-jährigen Geschichte immer wieder vermocht, sich zu regenerieren und weitere Anhänger und Wähler zu mobilisieren. Immer standen ihre Erfolge im Zusammenhang mit militanten Agitationen, die dazu dienten, einen Feind zu konstruieren, den zu bekämpfen angeblich von existentieller Notwendigkeit sei.
Die Politik der gewalttätigen Aktion, auf der Macht und Einfluss der Shivsena beruht, bietet - dies ist die These hier - einen Modus der Partizipation, der die Versprechen demokratischer Teilhabe in einem gewissen Sinne erfüllt, und die gleichzeitig die Ansprüche auf diese Teilhabe monopolisiert. Sie beruht auf der unmittelbare Teilnahme ihrer Anhänger an dem für die Partei konstitutiven Aktionismus und der darüber etablierten lokalen Macht. Sie beruht auf der Organisation als Bewegung, die durch Führerzentrierung, einer Arbeitsteilung zwischen Bewegung und Regierungspartei wie sie für viele Bewegungen typisch ist, und der Integration von lokaler Macht und außeralltäglicher Agitation in ihren Ortsvereinen, den Shakhas, gekennzeichnet ist. Damit ist es der Shivsena gelungen, sich weder zu bürokratisieren, noch zu traditionalisieren, sondern sich, was scheinbar ein Widerspruch ist, als Bewegung zu institutionalisieren.
Die Shivsena begann als eine unter vielen regionalistischen Bewegungen, die in den 1960er Jahren Vorrechte für die einheimische Bevölkerung der jeweiligen Bundesstaaten forderten. Erst Anfang der 80er Jahre, als viele ihrer regionalistischen Forderungen erfüllt waren und der Kommunalismus allgemein in der indischen Politik an Gewicht gewann, stellte sie Hindu-nationalistische Positionen in den Vordergrund ihrer Agitationen. Wenngleich sie am Entwurf des komplexen ideologischen Konstrukts des Hindutums, Hindutva, wie es von Organisationen wie der RSS, der VHP und deren politischem Flügel, der BJP, propagiert wird, wenig beteiligt ist, stilisiert sich die Shivsena als der vigilante (4a) Retter der Nation, als die "Armee Shivajis", so die wörtliche Bedeutung von Shivsena.
Sie bezieht sich auf den legendären Kriegsherren, der im 17. Jahrhundert erfolgreich die Moghul-Armeen bekämpfte, und seit dem 19. Jahrhundert und den Anfängen des indischen Nationalismus zum ersten Nationalisten, ja, vor allem auch zum Sinnbild des kriegerischen Hindu geworden ist. "Our regime will bring back the rule that existed during Shivaji Raja‘s time" erklärte Manohar Joshi, als er 1995 als erster Shivsena-Chiefminister in Maharashtra sein Amt übernahm. Shivshahi ist in der Vision der Shivsena die gerechte Herrschaft des Kriegerkönigs, die autokratische Herrschaft. Es ist die wohltätige Diktatur, die Thackeray seit Bestehen der Shivsena immer wieder beschwört: "I believe in dictatorship. This country needs a dictator very badly." (5) Der Ruf nach der Diktatur ist zuerst ein provokante Positionierung, Teil der vagen Programmatik, die Inhalte durch Militanz ersetzt. Er wird gerechtfertigt durch den Verweis auf die Korruption des Staates, bzw. die ihn für die längste Zeit regierende Congress-Partei: Die Nehruvianische Demokratie und der Säkularismus werden getreu den hindu-nationalistischen Positionen angeklagt, die Rechte der "Mehrheit", der Hindus, verraten zu haben. Dies legitimiert auch die Gewalt und den Aktionismus, mit dem die Shivsena die Nation zu verteidigen behauptet. (6)
"Nations which do not raise even a finger to resist, perish." (7) "Hindutva is not a wave. It is a question of survival of our future generations, it is the breath of our life! If a Muslim is thrown out of any country, there are other Muslim nations where he can take refuge. Where will Hindus go? Except for our Hindu nation and neighbouring Nepal, there is no other place we can go to. That‘s why we have to protect our Hindu land, and if need be, sacrifice our lives to save Hindutva. Destroy the forces which have converted the Lok Sabha into a Bhog Sabha!" (8)
In Übereinstimmung mit den Positionen der hindu-nationalistischen Organisationen der Sangh Parivar sieht Thackeray vor allem Muslime als die Gefahr, die es zu bekämpfen gilt, und vertritt eine strikt anti-pluralistische Vision der indischen Nation: "Muslims in Hindustan are behaving as part of Pakistan. There are two countries in this nation." (9) "These poisonous snakes who under the name of religion like rats nibble at our country, and like snakes bite the stone of liberty....if by tightening the ropes around their necks we do not show them their place, then after 50 years there no Hindu will remain on the world map." (10) "They have gone beyond 150 million now. Why so much is our question? Go to cinema. Go to drama. What are you doing sitting at home? We go to the cinema, everything is in order, that is fine family planning...They do not have any other work! You asses, haven‘t you been given Pakistan? Then go there. Lessen the burden on the land." (11) "Why should elections in India depend on the votes of the Shah Imam and Syed Shahabuddin? To honour their emotions, why are the sentiments of 60 crore Hindus trampled upon? To hell with your secularism! In this country Hinduism and Hindus should be respected first. This is our birthright, and if the government denies it to us, we know how to get it." (12)
Nicht nur die angeblich allgegenwärtige Konfrontation, das Gebot zur präventiven Offensive, auch die Ablehnung der parlamentarischen Form der Politik, des "ideologischen Geredes" rechtfertigt den Aktionismus der Partei. Aktionismus wird zum Ersatz für (parlamentarische) Politik und ist ihr, weil sie nicht nur effizient, sondern auch allein von sogenannten "nationalen und menschlichen Notwendigkeiten" (13) geleitet ist, moralisch überlegen. "Our ideology is to get things done. Our method is force. We are Shivsainiks...What is politics? Politics is just good administration. So our politicians don't know politics...All that political talk is ideology. Even the BJP just talks ideology...They just come and talk and go. We solve their problems...We want to get things done. India has so many problems, and our Mumbai will die. But the politicians only talk. You need to do something." (14)
Die Shivsena verkündet, die gerechte Ordnung der Hindu-Gesellschaft gerade dadurch zu schützen, indem sie die Gesetze dieser Gesellschaft bricht. "Fie upon the law that does not protect us." (15) "This law can‘t give justice to the people." (16) "Where the law and police are unable to do anything, the Shivsena has to show its chamatkar [Magie, JE]." (17)
Diese vigilante Haltung ist Basis der anti-institutionellen Vision des Politischen, die die Partei vertritt. Der Kult des Führers, der Kult der autokratischen Organsiation und der Kult der Aktion, die durch den Führer vorgegeben ist, ersetzt ein Programm. Handeln, "to get things done", ist das Credo der Shivsainiks, der "Soldaten" der Bewegung.
Weit über die eigene Mitgliedschaft hinaus umgibt die Shiv Sena der Ruf, daß sie Dinge "erledigt", daß sie für "Recht und Ordnung" sorgt, Wasserleitungen legt, Häuser deckt, billige Brotstände einrichtet. Ein Anhänger der Partei vom Lande war überzeugt: "With the Shivsena we can solve problems. They were the first ones to bring water pipes. They did it in five years. I don't know where the money came from. The roads are so bad that you fall in the night. Now they are paved. We got electricity from a dam. All children like the Sena, they love Bal Thackeray... The Congress has not managed this in 40 years."
"Now we are with the Shivsena," erklärte ein anderer. "The previous Congress only talked but didn't do anything. They were leaders. ...I joined the Shivsena because locally they have the strength. They are very dangerous persons. They killed so many Muslims, threw bombs and so on. Now they are leaders... Congress let us down. The Congress has been worked away from the hearts of the people...The Sena candidate needs our votes. He can't win without us. So he will look after our area well. He will be able to do something when the Sena is in power. He can get money." (18)
Roti, Kapre aur Makan: Brot, Kleider und Häuser war der Wahlspruch der Shivsena, als sie von der Wahlkommission gezwungen wurde, kommunalistische Hetze zu unterlassen. Die Partei versprach, vier Millionen Wohnungen für die Slumbewohner Bombays zu bauen; sie versprach, einfache Mahlzeiten, Zhunka Bhakar, für nur eine Rupie an die Armen zu verteilen. Um endgültig die Hochburgen der Congress-Partei im ländlichen Maharashtra zu gewinnen, leitete sie zahlreiche Entwicklungsprogramme ein. Diese populistischen Unterfangen der Hindutva-Allianz belasteten jedoch das Staatsbudget in solchem Maße, dass Maharahstras Schulden sich in den vier Jahren ihrer Regierungszeit mehr als verdoppelten. (19) So mussten die Programme schnell wieder aufgegeben werden: Von den 4 Millionen Wohnungen wurden bisher ca. 1000 gebaut. (20) Die Zhunka Bhakar Stände sind von Mitgliedersn der Shivsena lukrativ an Imbiß-Betreiber vermietet worden, die dort Chinese noodles verkaufen.
Was bleibt, sind die neuen Namen, die die Shivsena den Straßen Bombays gab, den Plätzen und öffentlichen Einrichtungen, ja der Stadt selbst, die seither Mumbai heißt, mit denen die Partei ihre Besitzansprüche auf den öffentlichen Raum, auf Indien und seine Geschichte kenntlich machte. Was bleibt, ist der amerikanische Energie-Konzern Enron, der in der Wahlkampagne der BJP als Symbol der imperialistischen Version der Globalisierung hergehalten hatte. Diese orthodoxe Version von Swadeshi, der nationalen Selbstversorgung und dem Verzicht auf Importgüter war schnell aufgegeben worden, als Shivsena und BJP die Regierung übernahmen (Hansen 1998, 300). Jetzt galt der Slogan: 'computer chips yes, potato chips no' und die Shivsena-BJP-Regierung setzte weitgehend die Liberalisierungspolitik fort, die von der Congress-Partei seit 1990 eingeleitet worden war. Bal Thackeray hatte schon immer verkündet: "If you stretch the Swadeshi idea too far you have to live in darkness." (21)
Was bleibt, ist auch die Angst der Muslime vor der unsanktionierten Macht der Shivsainiks. Denn das erste, was die Shivsena unternommen hatte, als sie 1995 in Maharashtra an die Regierung kam, war, sowohl die Minderheiten-Kommission, als auch die Srikrishna Commission, die die kommunalistischen Ausschreitungen von 1992/93 untersuchte, auszusetzen. Die Srikrishna Commission wurde schon 1996 auf Druck der BJP-Regierung in Delhi wieder eingesetzt. Und die Minderheiten-Kommission ist von der Congress-Regierung, die 1999 die Wahlen in Maharashtra knapp gewann, wieder einberufen worden. Doch der Bericht der Kommission zu den Ausschreitungen, der der Shivsena und besonders Bal Thackeray eine maßgebliche Verantwortung zuwies, blieb folgenlos (Eckert 2000), und so ist den Muslimen Bombays die Sorge geblieben, dass sich das wiederholt, was die Shivsena ständig droht. "Although it is democracy it is like dictatorship. It feels like that. Everybody does what they want....The municipality workers, the police, they are all with the Shivsena. The police does not take action for Muslims. Muslim doesn‘t get justice from anywhere, not even from the high court...There are so many Hindu criminals. The Shivsena is full of them. They can create a riot any time. But right now it does not suit them."
Daß die Programme der Shivsena meist nichts als symbolische Erfolge erreichten, ging im verbreiteten Zynismus gegenüber staatlichen Leistungen unter. (22)
Es sind aber vor allem die Shakhas, die Ortsgruppen der Shivsena, die der Partei ihren Ruf einbringen, sowohl Probleme des urbanen Alltags zu lösen, als auch die entscheidende Macht auf lokaler Ebene zu sein. Ihnen dankt die Partei ihre Anhänger, denn die Shakhas sind Basis und Zentrum der Shivsena zugleich. In Bombay allein gibt es ca. 210 Shakhas, denen 40 000 Sainiks angehören. (23) Sie widmen sich vor allem der Nachbarschaftsarbeit, stellen Sozialdienste, Jobbörsen und Schiedsgerichte bereit, organisieren kulturelle Aktivitäten, fördern religiöse und regionale Feste, treiben Spenden ein, beanspruchen, für Recht und Ordnung zu sorgen, und haben sich so in der Organisation des Alltags und des Außeralltäglichen unentbehrlich gemacht. In den Shakhas verbindet die Shiv Sena erfolgreich ihre Regierungsrolle mit einem parastaatlichen Apparat, der in vielen Gebieten Bombays, und seit der Expansion der Partei in den ländlichen Raum in den 80er Jahren auch in vielen Kleinstädten und Dörfern Maharashtras zentraler Anlaufspunkt für die Belange der Bevölkerung wird und den Staat ersetzt. Gerade dort, wo die Institutionen des Staates zwar präsent sind, der Staat sein Versprechen auf Entwicklung und seine Verpflichtung auf Verwaltung und Infrastruktur aber nicht erfüllt, agieren die Shakhas als lokale Legislative, Judikative und Exekutive zugleich.
Entgegen dem Bild der solidarischen Organisation unter der straffen Führung des charismatischen Führers, das die Shivsena gerne von sich präsentiert, operieren die Shakhas in einer Mischung aus Autonomie und zentralistischer Kontrolle. Sie finanzieren sich selbst, suchen sich ihre spezifischen lokalen Allianzpartner und Konkurrenten, und organisieren ihre eigenen Aktivitäten. Sie kooperieren in größeren Aktionen, und folgen vor allem relativ generellen Direktiven, die von Thackeray in Hinblick auf Tagespolitik und ideologische Positionen ausgegeben werden. In dieser Hinsicht stellen alle Mitglieder, vom untersten Sainik bis zu den zwölf Netas, der "nationalen Exekutive", absoluten Gehorsam gegenüber Thackeray zur Schau. Die bedingungslosen Loyalitätsschwüre, die alle Sainiks ungefragt leisten, und die darin gipfeln, daß sich die Minister der Shiv Sena selbst als Marionetten in der Hand Bal Thackerays bezeichnen, werden, getreu dem Ideal charismatischer Bewegungen, mit der Liebe zu Bal Thackeray und mit seinem Charisma begründet. (24)
Der Glaube an die alleinige Autorität und Entscheidungsmacht Thackerays ist über die Handlungsorientierung hinaus entscheidend für die Ausrichtung der Ambitionen der Mitglieder. Sein Monopol auf Beförderungen und Ernennungen ersetzt formale Regeln des Aufstiegs. Wenn auch letztendlich der Erfolg in der öffentlichen Arena, im Territorium des eigenen Shakhas, ausschlaggebend für den Rang der Sainiks ist, außer der Ernennung durch Thackeray gibt es keinen Weg des Aufstiegs in der Partei. Die Loyalität zentriert sich daher auf seine Person - ein strukturelles Merkmal, das auch eine Bedrohung für die Einheit der Organisation bedeuten kann, aber gleichzeitig die in unterschiedlichem Maße autonomen lokalen Machtzentren durch die Konkurrenz um Positionen innerhalb des Parteiapparates integriert.
Zunächst bedeutet die Autonomie der einzelnen Shakhas, dass sie, bzw. ihre Vorsitzenden, die Shakha Pramukhs, einen Anspruch auf territoriale Kontrolle erheben können, der sich auf die monetären Einkünfte aus einem Gebiet, aber auch auf das Recht zur Lizenzvergabe, die Kontrolle über öffentliche Gelder und deren Verteilung etc. erstreckt. Auf Grund der lukrativen Möglichkeiten lokaler Gebietsherrschaft entstehen auch innerhalb der Shivsena gelegentlich Rivalitäten, die tödlich enden können. Aber auch mit anderen kriminellen Gangs liefert die Partei sich Konkurrenzkämpfe um territoriale Vorherrschaft, und konnte in den letzten Jahren dafür die Polizei auf ihrer Seite einsetzen. (25) Die Etablierung solcher mächtiger Sub-Zentren der Shivsena, die sich, wie im Falle von Ganesh Naik in Navi Mumbai, erfolgreich unabhängig machen können, wenn sie eine weitere Expansion innerhalb der Partei für unmöglich erachten, hat manche Beobachter dazu veranlasst zu vermuten, die Shivsena stünde in einem Auflösungsprozess. "The party‘s organisational coherence may be faltering" (Katzenstein, Mehta, Thakkar 1998, 234).
Die Autonomie der Shakhas ist jedoch keine neue Entwicklung, noch ist sie Zeichen mangelnder Kontrolle. Sie mag sich im Zuge der Expansion der Partei, und mit zunehmenden Ressorcen und der gewachsenen Kontrolle über staatliche Gelder und Lizenzen in den Jahren seit 1985, als die Shivsena zum ersten Mal die Mehrheit in der Bombay Municipality gewann, verstärkt haben, ist aber ein strukturelles Grundmerkmal der Partei und konstitutiv für die Generierung und Behauptung der Macht der Shivsena. Denn die faktische Diffusion der Macht auf die Ebene der Shakhas betrifft weite Teile der Operationen der Shivsena, und es sind die Aktionen und Aktivitäten der Shakhas, die der Shivsena eine Anhängerschaft, und auch schlicht abhängige Klienten eingebracht haben. Diese bringen die notwendigen Wahlstimmen, um auf legalem, demokratischem Wege formale Positionen der Macht zu besetzen. Die formalen Ämter wiederum eröffnen - legal oder illegal - Zugang zu Ressourcen, die in soziale Dienste investiert werden können, um darüber weitere Stimmen zu mobilisieren. Gleichzeitig kann die Partei durch Kontrolle der staatlichen Instanzen die illegalen Aktionen der Bewegung vor Sanktionen bewahren. Legale und illegale Mittel, die Institutionen und Positionen der Macht zu erobern, hingen und hängen also eng miteinander zusammen, und die kollektive Macht der Partei und die lokale Macht der einzelnen Shakhas konstituieren sich gegenseitig.
Bal Thackeray stilisiert die Macht der Sena immer wieder als die Macht des Volkes. "I have got power. And that power is the people. The people are my power." (26) Der Anschein direkter Repräsentation wird über die Darstellung Thackerays als "Mann des Volkes" produziert. Sein Stil spiegelt (angeblich) den ihren wieder, seine Vorlieben ihre Wünsche und Träume; und darin unterscheidet er sich vom Stil derer, die Politik und Gesellschaft dominieren. Weil er sich des Slangs bedient, seine Reden mit Schimpfwörtern und kruden Witzen spickt, vor allem aber weil er sich darin immer wieder über die Verweichlichung der Eliten und der Intellektuellen lustig macht, wird er zu "einem von ihnen", "he feels the pulse of the common people", (27) er spricht ihre Sprache, lebt ihre Träume, und er hat Macht.
Damit bestätigt er, daß diesem Stil, diesen Lebensformen Macht gebührt, und Macht nicht auf diejenigen beschränkt sein muß, die der konventionellen und elitären Formen mächtig sind. Es ist die "Selbstbehauptung" des "Mannes der Straße", die hier zelebriert wird. Kulturelle Affinitäten schaffen hier Verstehen, und Verständnis macht die Repräsentation direkt: Weil die Shivsena bzw. Bal Thackeray angeblich "die Sprache des Volkes" spricht, ist sie "eigentlich" demokratisch; sie beansprucht, die Interessen "des Volkes" zu verköpern, und überzeugt damit, weil sie "das Volk" weder durch geschliffene Reden, noch durch institutionelle Hürden ausschließt: Die Shakhas sind jedem zugänglich; die Sprache Thackerays ist jedem zugänglich; Bal Thackeray selber scheint zugänglich. (28) "Shivsena stands out distinctly ... identifying itself with the aspirations of the people." (29) Durch die Regierungsmacht der Shivsena ist der Staat quasi für "das Volk" zurückerobert, wo er vorher von einer angeblich entfremdeten, verwestlichten Elite monopolisiert worden war.
Der Anspruch wird also erhoben gegen das Establishment, sowie gegen die Minderheiten, den angeblichen "pets of the state". Denn wer zum "Volk", zu den "einfachen Leuten" gehört, die die Shivsena zu vertreten behauptet, bestimmt die Shivsena in ihren Feindbildern. Was die Shivsena verspricht ist, dass die, die sie wählen, Teil des von ihr definierten Volkes sind, Teil derer auch, die deswegen von ihrer Gewalt verschont bleiben. Denn wer die Sena wählt, ist Teil der Nation, die zu verteidigen die Shivsena antritt. Umgekehrt wird daraus die Drohung, dass die, die die Shivsena nicht wählen, so automatisch zu den Feinden der Nation werden, die zu bekämpfen es gilt. Zwischen absoluter Integration und absoluter Exklusion gibt es in der Ideologie der Shivsena keinen Raum (Heuzé 1995, 234). So hat Bal Thackeray oft darauf hingewiesen, dass es keine gewalttätigen Ausschreitungen gäbe, solange die Shivsena an der Regierung sei. (30) Und in seinen Wahlreden von 1999 prophezeite er erneut Gewalt gegen Muslime falls die Shivsena fiele. (31) Die Opfer der Partei verstehen die implizite Drohung: "As long as they are in power they will leave us alone. So we vote for them, too," erklärte ein Muslim Bombays.
Doch die Konstruktion der direkten Teilhabe ist nicht auf die diskursive Ebene beschränkt, ist nicht rein rhetorischer Populismus. Die faktische Diffusion der Macht auf die Ebene der Shakhas trägt dazu bei, all ihre Mitglieder an dieser Macht teilhaben zu lassen. Denn die Politik der Shivsena beruht ganz und gar auf den Aktionen ihrer Ortsvereine, den Shakhas, und damit auf der Teilnahme und dem Engagement ihrer Mitglieder, der Sainiks. Da deren Aktionen und Aktivitäten konstitutiv für die lokale Macht und den Einfluss der Shivsena sind, erleben die Sainiks ihre zentrale Rolle für die Partei. Und jeder kann Teil sein der lokalen Macht, die die Shivsena in ihren Shakhas aufgebaut hat. Denn auf der Nachbarschaftsebene der Shakhas wird die kollektive Macht der Shivsena zur individuellen Macht der Sainiks, die lokal Gehorsam einfordern können.
Hier wird die Aktion und die daraus bezogene Macht als emanzipatorisch, als Ermächtigung ("Empowerment") empfunden. Es ist die Freude zu helfen, die Freude, etwas erreichen zu können, die Freude daran, wichtig zu sein, die Freude daran, Macht auszuübern. Viele sprachen unverhohlen über ihre Freude an der Macht, Dinge auch gegen den Willen der Betroffenen durchzusetzen: Macht über die Ehemänner, die sich den Schiedsprüchen der Familiengerichte der Sena beugen müssen, weil ihnen sonst droht, verprügelt zu werden; Macht über die Gegner, die man, ebenfalls mit Drohungen oder tätlichen Angriffen zum Schweigen bringen kann; Macht über den öffentlichen Raum, wo ein "bandh", ein von der Shiv Sena angeordneter Generalstreik, alles zum erliegen bringt; Macht über Bombay, wo Bal Thackeray, der ungewählte Führer, das Sagen hat, und Shiv Sainiks die Exekutivgewalt beanspruchen; Macht über Polizei und Justiz, die sich in der Unantastbarkeit, der Nichtahndung der Taten der Shiv Sena ausdrückt. Diese lokale Macht ist gewachsen, seitdem die Shivsena auch die Regierungsämter inne hat.
Die Freude am Handeln ist freilich nicht spezifisch für die Shivsena; doch die Handlungschancen, die die Shivsena bietet, sind spezifisch für ihre Politik der direkten Aktion. Die direkte Aktion bleibt informell. Alle können daran teilnehmen, denn sie bedarf keines besonderen Wissens, keiner Expertise, sondern lediglich dem Alltagswissen, der Zeit, dem Engagement, und der Zahl und Schlagkraft der Sainiks. Vor allem aber sind diese Aktionen weitgehend ohne Risiko. Gerichtliche Klagen gegen Sainiks und Bal Thackeray sind selten und deren Verfolgung noch seltener. Opfer resignieren: "I am a small man. I have to live and work in Bombay. What more can I say?" (32) Sogar der frühere Deputy Municipal Commissioner Khairnar, der einen Feldzug gegen die Korruption führt und deswegen von der Shivsena tätlich angegriffen wurde, meinte: "I have not followed up the case because I know nothing will ever come out of it." (33) Nur zwei der 24 Klagen, die zwischen 1984 und 1997 gegen Bal Thackeray wegen Volksverhetzung angestrengt wurden, sind anhängig, die anderen 22 wurden abgelehnt oder unter Verschluß genommen (CPDR, 1997). 1998 erklärte die Shivsena-Regierung unter Manohar Joshi zudem eine Amnestie für alle "politisch motivierten" Straftaten, unter die sie dann auch die Anschläge der Sainiks zählte. (34)
Es war zum Teil die Sorge, dass eine Verurteilung Bal Thackerays zu weiteren Gewaltausbrüchen führen könnte, die in der 35-jährigen Geschichte der Partei immer wieder zu Zurückhaltung auf Seiten der staatlichen Institutionen geführt hat: "The anticipated consequences were a deterrent to taking preventive action against leaders of the Shivsena" berichtete Polizei-Inspektor V.N.Deshmukh anlässlich der Untersuchungen zu den kommunalistischen Ausschreitungen von 1993. (35) Ein Szenario, mit dem Thackeray selbst oft droht: "If you arrest me Maharashtra will burn...the repercussions will be felt all over the country." (36) Die Permanenz der Drohung mit Gewalt wurde selbst zum Mittel der Herrschaft. Doch das Ausbleiben von Sanktionen hatte darüber hinaus System. Die Shivsena war ja zuallererst einmal eine Organisation, die von der Congress-Partei gefördert wurde, um gegen die kommunistischen Parteien und Gewerkschaften in Bombay vorzugehen.
Der frühere Police Commissioner von Bombay Ribeiro erinnert sich in seiner Autobiographie: "The Congress chief minister [Vasantrao Naik, JE] decided to use the gift of rhetoric that Bal Thackeray possessed to combat the leftist forces. He covertly encouraged Thackeray to form the Sena. This organisation was built on fascist lines as an antidote to the Communists...The police were obviously instructed to treat the Sainiks leniently...the government was not averse to the attacks taking place" (Ribeiro 1998, 116). Gupta konstatierte in seiner frühen Studie der Partei: "It has been advantageous for the allies of the Sena to allow the latter to successfully stage limited operations...As a dormant and passive force it was of no use to the ruling party..." (Gupta 1982, 177) Und als die Shivsena über die durch den Einsatz unsanktionierter Gewalt gewonnenen Möglichkeiten der Patronage selber an die Regierungsmacht kam, wurde die Sanktionierung ihrer Aktionen noch geringer.
Durch die Handlungschancen, die die Politik der direkten Aktion - unter den Bedingungen der Sanktionsfreiheit - schafft, erfüllt sie für ihre Anhänger und Mitglieder etwas von dem Versprechen auf Partizipation, welche der (antikoloniale) demokratische Diskurs als staatliche Legitimation durchgesetzt hat. Dies betrifft zunächst die Definition des Souveräns in der demokratischen Ordnung, die essentialistische Konstruktion des Volkes, die die Shivsena sowohl in ihrem ideologischen Populismus, als auch in der Symbolik ihrer Praxis vertritt. Die Shakas ermöglichen außerdem eine Form der direkten Partizipation, die im demokratischen Gedanken angelegt ist, von der parlamentarischen Demokratie aber nicht erfüllt wird. Eine Analyse, die die Attraktivität der Shivsena in dem Angebot von Solidarität und Geborgenheit in einer ansonsten zunehmend anonymen städtischen Umwelt sieht (Heuzé 1995, Patel 1997), muss zumindest ergänzt werden durch das Augenmerk auf die Handlungsmöglichkeiten, die sie Individuen über ihre kollektive Organisation bietet. Diese Form der Politik bieten nicht nur Identitätskonstrukte und nicht nur Status, sondern Räume realer, praktischer Handlungschancen und Macht. Hierin scheint der Erfolg und die Anziehungskraft dieser Form der Politik zu liegen.
Über die informellen Strukturen der Macht, die sich in den Shakhas konzentrieren und dort den Mitgliedern der Partei Handlungsräume und die Teilhabe an lokaler Macht eröffnen, hat die Shivsena sich in den formalen Positionen der Macht etabliert. Sozialdienste und Drohungen haben der Partei ihre Wahlstimmen gebracht - teils auf Grund der Überzeugung, teils aus Abhängigkeit ihrer Wähler. (37) Über diese Wahlerfolge hat die Shivsena Personen aus sozialen Gruppen den Aufstieg in die Politik ermöglicht, die davon vorher weitgehend ausgeschlossen waren. "From the lanes of Chembur to Mantralaya", (38) "From a housemaid to state minister", (39) lauten die Schlagzeilen, wenn die Shivsena Minister ernennt.
"Because it was new in 1968 and was not yet beholden to long-time party workers, the Sena, alone among Bombay parties, was able to convoy large numbers of people with limited political experience into higher levels of leadership. The Sena leadership is "new" not only in the sense that it comprises people lacking earlier political notoriety; it is also new with respect to the socioeconomic groups it represents." (Katzenstein 1979, 119) Politische Mobilität war in Maharashtra lange Zeit durch das Monopol der Congress-Partei auf politische Posten und Aufstiegsmöglichkeiten blockiert. Das sogenannte Congress System (Kothari 1964, Frankel 1990), in dem in Maharashtra einige einflussreiche Familien der Maratha-Kaste dominierten (Lele 1990), wurde durch die Expansion der Shivsena aufgebrochen. Diese Expansion, und damit die Angebote der Partei an politische Newcomer, beruhte zu großen Teilen auf kommunalistischer Mobilisierung (Purandare 1999). Kommunalistische Agitation bediente die Expansion, da sie Kasten und Klassenbeziehung neu artikulierte und Wahlallianzen stiftete, die den Inkorporationsstrukturen des Congress Systems entgegen gesetzt werden konnten (Hansen 1996b).
Immer noch bietet die Shivsena Aufstiegschancen für die, die nicht ins Congress-System und seine Absplitterungen integriert sind. (40) Diese Aufstiegsmöglichkeiten sind der Mythos der Shivsena, der "upstart party" wie sie sich beschreibt, dieser lokalen Organisation, der es gelungen ist, die allmächtige Congress-Partei in ihrer Maharashtrischen Hochburg zu besiegen. (41) Die Shivsena ist in dieser Hinsicht ein Produkt der Stadt, in der sie wuchs. In ihr hallen die Fabeln des Erfolgs wieder, die hier wie kaum sonst wo in Indien produziert werden, diese indische Version des american dream, in dem der Tellerwäscher zum Millionär wird, der spotboy zum Filmstar, und ein Karikaturist zum "remote control Chief Minister". Es ist das Versprechen der Shivsena, die Regeln der indischen Politik zu umgehen, welches in der informellen Organisationsstruktur, den autokratisch organisierten Aufstiegsmöglichkeiten und der direkten Aktion begründet liegt. Doch dieses Versprechen kann Thackeray, kann die Partei nur halten, solange sie expandiert, so lange es neue Posten, neue Pfründe zu verteilen gibt. Daher ist jeder Misserfolg eine Bedrohung auch für diese Versprechen, und damit auch für den organisatorischen Mythos der charismatischen Loyalität.
Solidarität, Loyalität und Gehorsam sind also aufs Engste mit der Hoffnung, mit den Aspirationen verknüpft. Als die Shivsena auf dem Höhepunkt ihrer Macht 1998 und 1999 mehrere Wahlschlappen hintereinander erlitt, brach in ihr auch eine massive Krise auf. Nicht dass der Verlust von Parlamentsmandaten in den Lok Sabha-Wahlen von 1998 die lokalen Strukturen der Macht und die ihr geschuldeten Einkommen gefährdet hätte. Die lokale Macht der Shivsena beruht auf der Kontrolle städtischer Ressourcen, ihr Einfluss in der Industrie auf der Schlagkraft ihrer Management-freudlichen Gewerkschaften, und nicht auf legislativen Funktionen; auch der Schutz vor Sanktionen ist ihr auf Grund der Kontrolle der Bombay Municipality sicher. Der plötzliche Einbruch in die gewiss geglaubte Expansion der Partei, die nun anscheinend vergeblichen Hoffnungen auf Posten, löste eine Welle von Enttäuschung aus, obwohl sie die lokalen Machtstrukturen nicht berührten. Die, welche Ämter innehatten und Ressourcen kontrollierten, versuchten schnell, das Beste daraus zu machen, bevor auch ihr Glück ein Ende fände: Ein Bauboom versorgte Bombay in kürzester Zeit mit 52 Strassenüberführungen, und die, welche die Baugenehmigungen ausgaben, mit hohen Summen an "kickbacks".
Die aber, die gehofft hatten, irgendwann an diesem Füllhorn teilzuhaben, sahen solche Machenschaften nun als eine Gefährdung ihrer eigenen Interessen. Was vordem toleriert, ja worauf jeder gewartet und gehofft hatte, wurde nun zu der Praxis, die für die politischen Rückschläge verantwortlich gemacht wurden. "I will never make it now. My one chance is gone," klagte ein Shakha Pramukh. "We will not have another chance. The voters have left us. We will lose the next election. As a corporator you will be rich. There is corruption everywhere. But now I will not make it anymore," erklärte er. Dabei hatte die Shivsena ihre Wähler nicht verloren; ihre Verluste waren weitgehend auf die Koalitionsabkommen der Congress-Partei zurückzuführen - genau wie vordem die Wahlerfolge der Shivsena der Zersplitterung der Opposition zu danken waren. Doch die Solidarität brach auf. Die Basis murrte. Öffentlich wurde nun die Thackeray-Familie, gar Bal Thackeray selbst und die kriminellen Machenschaften der Partei, die vordem gerechtfertigt worden waren, kritisiert: Raj Thackerays Beteiligung am Mord an Ramesh Kini, die Millionen, die Chief Minister Joshi mit Immobilien gemacht hatte, ("Imagine, 40 lakhs!"), die Geschäfte und Schiebereien der einzelnen Abgeordneten. Diese Geschichten waren nicht neu; was neu war, war die Kritik der Sainiks daran, in der sie zum Verrat an der Basis wurden.
Immer wenn Erfolge herbeigezaubert werden müssen, wenn Wahlschlappen in Vergessenheit geraten sollen, wenn die Unzufriedenheit innerhalb der Partei ein kritisches Niveau erreicht, und sich einzelne Statthalter unabhängig machen mit ihren Shakhas, greift Thackeray zu drei bewährten Strategien, um die Bewegung wieder in Bewegung zu bringen. "Sanyas is going to be my path of the future. I want to keep aloof from all the dirty things going on," (42) erklärte er auch 1998. Thackeray tritt nun als Gewissen seiner Partei auf, stilisiert sich als enttäuschter Führer, dessen Vision und Mission von den eigennützigen oder unfähigen Untergebenen betrogen worden sei. Er klagt die Regierungsvertreter der Partei an, den Kontakt zur Basis verloren zu haben und den wahren Geist der Bewegung zu verraten. (43)
Indem die Desillusionierung auf die Amtsinhaber fokussiert wurde, wird sie von der Organisation als Ganzem abgelenkt. Thackeray ruft nach zivilem Ungehorsam gegenüber dem, was sonst als "seine" Regierung gilt. "What use is in such a government...If the administration doesn't have the strength...then Shiv Sainiks should become militant as earlier..." (44) Er re-etabliert die Unterscheidung zwischen Regierungspartei und Bewegung, die in der allgemeinen Hoffnung, am Füllhorn der Regierungskontrolle teilzuhaben, oft untergeht. Sainiks übernehmen diese Version von der Ursache der Misere, weil eine solche Erklärung sie selbst als eigentlich Berechtigte auf die Positionen der Macht darstellt. Wenn Thackeray die Rolle des Primus inter Pares einnimmt, zum Sprecher des einfachen Sainiks, des gemeinen Mannes wird, dann bestätigt er den Vorrang der Bewegung vor der Regierung, den Vorrang der Basis vor den Amtsinhabern, bestätigt die Macht der Sainiks innerhalb der Organisation. Die Partei, die der Korruption durch die Macht zum Opfer gefallen ist, wird durch Thackeray und seine Sainiks, die hier zu einer Stimme werden, wieder zur gesinnungs-ethischen Bewegung.
Sainiks werden nicht nur zur Verkörperung des Geistes der Bewegung, sondern zum "Volke" an sich, dem gegenüber die Regierenden Rechenschaft ablegen müssen. Amtsinhaber beeilen sich daher meist, ihre primäre Identität als Sainik zu betonen, und bieten an oder drohen oder erklären sich willig ihr Amt der Berufung zur Bewegung zu opfern. Der frühere Chiefminister Manohar Joshi hat dies oft demonstriert, wenn er, wie zuletzt bei Bekanntwerden der Ergebnisse der Srikrishna Commission, die Thackerays Verantwortung für die kommunalistischen Ausschreitungen in Bombay im Winter 1992/93 hervorhob, erklärte: "I am Sainik first and anything else later," und er ist in solchen Erklärungen nicht allein.
Bal Thackeray ruft dann zum Sturz der Schuldigen, bzw. ordnet eine Kabinettsumbildung an. Solche Kabinettsumbildungen sind weniger der Versuch, unfähige durch fähige Regierungsvertreter zu ersetzen. Im Gegenteil, sie verhindern die Professionaliserung der Partei. Und wo man meinen könnte, dies würde ein Problem für die Organisation darstellen, ist es gerade ihr implizites Ziel. Die Entprofessionaliserung macht die Partei wieder zur Bewegung. Sie ebnet die Hierarchien unterhalb der autokratischen Führung, ersetzt Expertise durch Loyalität, und Verfahren durch die Tat. Solche Umstürze zielen vielmals auf einen Imagewechsel ab. Mit der Ernennung Narayan Ranes zum Chiefminister im Februar 1999 z.B. wurde der "wahre Geist der Shivsena" wieder in die Regierung eingeführt. Rane wurde als der Mann der Straße, als streetfighter präsentiert, mit einem pragmatischen Sinn "to get things done". Es war eine neuerliche Affirmation des Mythos der Shivsena, den einfachen Mann an die Macht zu bringen. Es war die Rückeroberung der Regierung durch die Shakhas, die darin symbolisiert wurde, die Rückkehr der Sainiks in die Ministerien, und der Vorrang der Bewegung vor der Partei.
Gleichzeitig, und wichtiger noch, eröffnen die Umstürze innerhalb der Partei neue Räume für Hoffnungen und Aspirationen. Wenn die Expansion nach außen ihre Grenzen erreicht zu haben scheint, und die Hoffnungen auf Aufstieg und Posten schwinden, schaffen solche Umstürze neue Möglichkeiten, vorallem aber neue Hoffnungen. (45) Schon allein die Nervosität, die ausbricht, lenkt von Unzufriedenheiten und Desillusionierung ab. "You see, I am very busy now... My Pramukh might be promoted. He was at Matoshree [Bal Thackerays Haus, JE] yesterday. They go there a lot now. There is a lot of upheaval with Joshi‘s dismissal", erklärte ein ambitionierter Sainik. Denn die plötzlichen Möglichkeiten auf Aufstieg erscheinen immens - wenn sie es auch nicht sind - und zugleich von kürzester Dauer, und verlangen deswegen schnelles Handeln, um die seltene Chance nicht zu verpassen. Für solch schnelles Handeln, um sich zu bewähren, vor allem aber: Aufmerksamkeit zu erlangen in den Augen Thackerays, bieten gerade gewalttätige Agitationen Gelegenheit.
Nach den schlechten Ergebnissen bei den Lok Sabha-Wahlen 1998 folgte eine Agitation auf die nächste: Sainiks stürmten Konzerthallen, in denen pakistanische Musiker spielten, zertrümmerten Kinos, die unliebsame "säkulare" Filme zeigten, verwüsteten Cricket-Stadien, in denen Pakistans Team gegen Indien spielen sollte, und drohten, die Busverbindung zwischen Lahore und Delhi zu sabotieren, die der BJP-Premierminister Vajpayee gerade eröffnet hatte. Alle diese verschiedenen Agitationskampagnen zielten darauf, die Shivsena als Verfechterin der Rechte der Hindus darzustellen. Thackeray trat als "the last staunch Hindu" (46) auf, und repräsentierte sich wieder einmal als kompromißlos militant, als vigilanter Überzeugungstäter. Schon oft hatte die Partei so interne Krisen überwunden und neue Anhänger gewonnen. Traurige Höhepunkte erreichte diese Strategie in den kommunalistischen Auschreitungen von Bhivandi 1984 und denen von Bombay 1992/93, wo der Partei über die von ihr organisierten öffentlichen Gebete, den Maha Aartis, und den Aufrufen im Partieorgan Saamna die Massenmobilisierung gelang.
Motiviert waren die Agitationen, die teils von Einzelnen Shakhas ausgingen, nicht von ihrem Bezug auf die Rettung der Hindus vor der "moslemischen Gefahr". Was unter Sainiks wichtiger war als die ideologische Positionierung am militanten Rand des Hindu-Nationlismus, war die Wiederbelebung ihrer eigenen Rolle innerhalb und für die Shivsena. In den Agitationen gewinnen die Bewegungsstrukturen der Organisation an Dominanz: Gleichheit in der Aktion, unmittelbare Teilnahme aller, informelle Organisation, ein einziges Anliegen. So wird in den Agitationen nicht nur Sainiks und Pramukhs die Gelegenheit gegeben, sich als der eigentliche Kern der Shivsena zu beweisen. Amtsinhaber werden hier wieder zu Führern der Basis. Da die Basis das Rückrad der Shivsena ist, ist die Kontrolle über die Basis die beste Chance auf Erfolg innerhalb der Partei. "If you cannot get a mob you are a flop." (47) Es ist nicht die Außeralltäglichkeit dieser Aktionen, die die Begeisterung für sie begründet. Vielmehr folgen auch die Agitationen einer Routine, die, in Jahren eingeübt, sich wiederholt. Aber es ist die Routine der Bewegung.
Was hier als Strategie zur Überwindung interner Desillusionierung und von mangelndem Engagement erscheint, stellt sich als Grundelement der Organisation der Shivsena dar, mit dem verhindert wird, dass sich die Bewegung in Enttäuschung erschöpft. Enttäuschung ist es, was die Shivsena tatsächlich bedrohen würde, denn sie besetzt ihre Positionen der Macht auf Grund ihrer Organisation als Bewegung. Der Pathos des Protests, die vage Militanz, die Programmatik ersetzt, und die Ideologie der Aktion haben die Agitationen und die Gewalt der Shivsena legitimiert, die nicht nur ihren Opfern schwere Verletzungen zugefügt, sondern soziale und politische Strukturen lokal nachhaltig verändert haben.
Die Partei hat die darüber etablierte lokale Macht in Wahlstimmen übersetzen können, und damit auch Regierungsämter besetzt. Die Kontrolle der staatlichen Instanzen hat der Bewegung den Handlungsraum zugesichert, der die spezifischen Handlungsformen der direkten Aktion möglich macht. Charismatische Mobilisierung legitimiert den Aktionismus nicht nur, sie organisert die Aktion, die Macht etabliert. Charismatische Mobilisierung, so wie sie für die Shivsena zu verstehen ist, verliert sich also nicht in Rückschlägen und Wahlverlusten, die die Partei seit zwei Jahren hinnehmen muss. Die Dynamik von Engagement und Enttäuschung, die Hirschman beschrieben hat (Hirschman 1989), ist ausgesetzt dadurch, dass die Shivsena eben nicht nur Bewegung, sondern auch die Erträge des Aktionismus, auch die Teilhabe an lokaler Macht bietet. Die Arbeitsteilung zwischen Regierungspartei und Bewegung, die Rollenwechsel zwischen Herrschaft und Protest, die besonders Bal Thackeray mit Virtuosität vollzieht, machen eine Dynamik möglich, die die Bewegung immer aufs Neue in Bewegung bringt. So hat die Shivsena trotz und über ihre Regierungsrolle hinaus den Bewegungscharakter ihrer Organisation erhalten können, und damit die für sie konstitutiven Methoden, lokale Machtstrukturen zu besetzen und zu behaupten, verankert.
Die Umwelt, nämlich die staatlichen Instanzen oder alternative politische Kräfte setzen der Bewegung Grenzen. Doch es sind quasi entgrenzende Grenzen, die der Bewegung sowohl den Grund zur Bewegung liefern, als auch den Raum für ihren Erfolg. Die Begründung der Bewegung liegt in der fortdauernden Begrenzung, die zu bekämpfen ist. Ihre Erfolge werden möglich durch die minimalen Widerstände, die die Umwelt den Aktionen der Shivsena entgegen setzt. Beides: Grenzen und Erfolge sind aber notwendig für die Regenerierung der Bewegung. Ohne Erfolge und die damit zusammenhängenden materiellen Erträge würde sie sich in Enttäuschung erschöpfen. Ohne Grenzen würde sie ihre Begründung verlieren. So bieten die entgrenzenden Grenzen der Sena einen fortwährenden Zustand der Potentialität, der die Bewegung in Bewegung hält.
Die Shivsena verweist aber auch immer wieder auf den erklärten Feind. "We are Hindustanis and therefore, Hindu is the belief of our party. We love Hindustan more than we love ourselves. Therefore Shivsena's fight against anti-national forces shall be ceaseless." (48) Die Ideologie des essentiellen und existentiellen Konfliktes, der die Shivsena frönt, hat in sich ein besonderes legitimatorisches Potential, als sie den letztendlich unlösbaren Konflikt behauptet, den Konflikt, der nur durch die Vernichtung des Gegners beendet werden kann.
Die verschiedenen "Anliegen", für die die Shivsena kämpft, die Anlässe, die Zusammenstöße auslösen, sind austauschbar und können, wenn sie "erledigt" sind, durch andere ersetzt werden. So hat die Zerstörung der Moschee in Ayodhya nur eines der Symbole der angeblich existentiellen Unvereinbarkeit von Hindus und Muslimen beseitigt. Solche gewählten Symbole sind in ihrer Zahl aber potentiell unendlich, der postulierte essentielle Konflikt wird daher ein perpetuum mobile der Bewegung. Insbesondere als die Unverhandelbarkeit des Konfliktes gerade im Interesse derer ist, die ihn postulieren. Wichtig für die Shivsena ist der Konflikt, denn die Bewegung ist der Shivsena Ziel, und damit die Bewegung in Bewegung bleibt, braucht sie den Kampf. Ohne den Konflikt hätte sie keinen Sinn. Und so hat sie im Verlauf ihrer Geschichte immer wieder die Feindbilder und den Konfliktgegenstand gewechselt.
Die These ist hier, dass es weniger das Feinbild ist, noch das Anliegen, für das gekämpft werden soll, was ihre Anhänger bewegt. Das Feindbild und das Postulat des existentiellen Konfliktes haben legitimatorische Funktionen, denn sie halten den Konflikt in der Permanenz. Der Glaube an den existentiellen Konflikt kann zeitlich und unter den Anhängern der Bewegung variieren. Die Motivation zum Engagement liegt den empirischen Befunden zufolge vor allem in der Aktion. Es ist die Tat, die bewegt. In der Aktion werden die Kategorien von Freund und Feind affirmiert, die die Aktion legitimieren. Die Aktion schafft die Gruppe, schafft auch Solidarität, Gemeinschaft. Die Aktion schafft auch ein Maß an Gleichheit, das noch über die Gemeinsamkeit hinaus geht, denn sie verlangt Kooperation und Vertrauen. Doch die Politik der Aktion ist nicht auf die symbolische Ebene beschränkt. Aktionen affirmieren nicht nur Kategorien von Freund und Feind, von Gut und Böse; sie schaffen nicht nur Gemeinschaft und Solidarität. Sie schaffen durch ihre Gewalt auch Macht und Einkommen.
Anmerkungen
(1) Sharad Pawar hatte sich 1999 zusammen mit zwei anderen Congress-Politikern vom Congress (I) getrennt mit der Begründung, keine "Ausländerin" wie Sonja Gandhi als Spitzenkandidatin akzeptieren zu wollen. Der NCP brachte in Maharahstra die alten Koalitionen mit dem Maharashtrischen Flügel der Samajwadi Partei (SP) und der Republican Party of India (RPI) mit in die Allianz mit dem Congress (I).
(2) Allerdings war sie mit 15 Mandaten in der Zentralregierung der Koalition unter Führung der BJP vertreten.
(3) The Week, 19 - 25. 2.1984.
(4) The Hindu, 25.3.1993.
(4a) vigilant: als selbsternannter Ordnungshüter auftretend (d.Red.)
(5) Thackeray in Onlooker, Mai 16-31, 1981; siehe auch Times of India 23.1.1997, S. 2; Katzenstein 1979, 127; Gupta 1981, 139.
(6) Zur Legitimierung der Gewalt in der Shivsena siehe Eckert 1998.
(7) Saamna 15.12.1992.
(8) Bal Thackeray bei einer Rede 1990, zitiert in Purandare 1999, 341.
(9) Saamna 14.1.1993.
(10) Thackeray in Marmik, 26.2.1986, zitiert aus Hansen 1996, 162.
(11) Thackeray, 6.11. 1989, zitiert aus Hansen 1996, 163.
(12) Bal Thackeray zitiert in Purandare 1999, 341.
(13) Saamna, 29.4.1998.
(14) Aus Interviews mit Sainiks in Bombay.
(15) Saamna 9.1.1993.
(16) Bal Thackeray zitiert in Purandare 1999, 56.
(17) Interview mit einem Führer des Studentenflügels der Shivsena. Dies und alle weiteren Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Interviews mit Sainiks in Bombay von 1997 - 1999. Die interviewten Sainiks gehörten verschiedenen Rängen der Shiv Sena an und waren überwiegend gebürtige Maharashtrier, aber es waren auch Punjabis und Biharis darunter, die des Marathi mächtig waren. Die Feldforschung wurde durch die Finanzierung der VW Stiftung ermöglicht.
(18) Interviews mit Wählern der Partei 1997-1999.
(19) Siehe Times of India (ToI) 28.3.1999.
(20) Nachdem das Slum Rehabilitation Scheme von vielen Seiten kritisiert worden war, verloren auch die Bauunternehmer, die die 4 Millionen Wohnungen für 25% des durch die Räumung der Slums freiwerdenden Landes bauen sollten, ihr Interesse. Denn dieses ungeheure Bauunterfangen drohte, die immensen Immobilienpreise in Bombay, wo Land knapp ist, kollabieren zu lassen. Dann wären auch die 25% Bauland weit weniger wert. Sie haben sich stattdessen auf die Bebauung des Textilviertels konzentriert.
(21) Bal Thackeray in India Today 15.12.1995.
(22) Zudem scheinen die Erwartungen an die Wohlfahrt einer autoritären, anti-demokratischen Organisation anders geartet zu sein als die an den demokratischen Staat: gegenüber der Shiv Sena werden die Wähler zu Empfängern von "Geschenken". Gerade Bal Thackeray stilisiert seine Macht gerne als Gnadengabe an "das Volk". Trotz der Politisierung der Wählerschaft hat diese Inszenierung des "durbar", des Hofhaltens, viele Vorläufer am politischen Firmament Indiens (siehe Rösel 1999, 85f) und ist nicht auf Bal Thackeray beschränkt. Es gelang der Shiv Sena auch in der Regierungsrolle teilweise, ihre Leistungen als Geschenke, und ihre Fehlleistungen als Resultate widriger Umstände darzustellen. Zudem hat sie durch die Gründung einiger "Nichtregierungsorganisationen", wie der Shiv Udhyog Sena unter Leitung des Neffen von Bal Thackeray, die als nicht-staatliche Arbeitsvermittlung fungiert, Regierungsaufgaben ausgelagert, und kann als Partei von deren Erfolg profitieren, und vom Misserfolg der von ihr dirigierten staatlichen Institutionen ablenken.
(23) Nach einer Berechnung von Gerard Heuzé, 1995.
(24) Siehe z.B. die Sonderbeilage der Times of India aus Anlass von Thackerays 73. Geburtstag am 23.1.1997, in der sich derartige Statements seiner Getreuen häufen.
(25) Man muss allerdings einräumen, dass die Shivsena, obwohl sie lokal auch die Rolle krimineller Gangs übernimmt, von den großen Gangs Bombays in mehrerer Hinsicht zu unterscheiden ist. Diese sind rein ökonomische Unternehmen, die Shivsena hingegen begrenzt sich in ihren ökonomischen Unterfangen auf die lokale Wirtschaft und hat an den internationalen Netzwerken der organisierten Kriminalität wahrscheinlich weniger Teil als andere politische Parteien. Das Lokale ist der Shivsena Basis und Zentrum.
(26) Bal Thackeray in einer Rede in Mulund, 16.4.1999.
(27) Olga Tellis in ToI, 23.1.1997.
(28) Die meisten Sainiks meinen, einen persönlichen Zugang zu Thackeray zu haben, und halten an der Vorstellung einer persönlichen Beziehung auch dann fest, wenn sie sich als Fehleinschätzung herausstellt.
(29) Website: Profile of Thackeray.
(30) Saamna 9.12.1997.
(31) Bal Thackeray in einer Rede in Mulund, 16.4.1999.
(32) Navin Rohtagi von Saphire Entertainment, zitiert in ToI, 3.5. 1998, S.6.
(33) Zitiert in ToI, 3.5.1998, S.6.
(34) ToI 23.9.1997, S.9.
(35) Berichtet in The Afternoon, 24.2.1997, S.8.
(36) Zitiert in Evening News, 23.10.1986.
(37) Zu den Drohungen der Shivsena und ihren Auswirkungen auf lokale Wahlen siehe Eckert 1999.
(38) ToI 3.2.1999.
(39) Asian Age 3.2.1999.
(40) Immerhin ist der derzeitige Vize-Chiefminister Chhagan Bhujpal der Congress-Regierung in Maharashtra in der Shivsena groß geworden.
(41) Shivsena Website "Profile".
(42) Bombay Times, 2.4.1998.
(43) Zitiert in Purandare 1999, 426.
(44) Saamna, 12.3.1998.
(45) Es gibt nach solchen Umstützen auch die, die abgesetzt wurden, und deren Aussichten innerhalb der Shivsena plötzlich aufs Äußerste gestutzt sind. Sie mögen versuchen, innerhalb der Partei neue Patrone zu suchen, oder die Bewegung zu verlassen. Auch die Kabinettsumbildungen 1998 und 1999 riefen einige Sezessionen hervor: Gulabrao Gawande und Suresh Navale verliessen die Shivsena, nachdem sie zum Rücktritt gezwungen wurden. Ganesh Naik machte sich mit seinem mächtigen Shakha von Navi Mumbai unabhängig, als ihm befohlen wurde, seinen Ministerposten zu räumen. Durch seinen Austritt drohten der Sena ein Drittel ihrer Mandate im Landesparlament abhanden zu kommen. ToI, 26.7.1998.
(46) Frontline 12.2.1998, S. 10 - 11.
(47) Interview mit einem Shakha Pramukh im März 1999.
(48) Shivsena Website "Aims and objectives".
Quelle: Dieser Text erschien im Original in: Werner Draguhn, Hrsg.: Indien 2000. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Hamburg: Institut für Asienkunde.
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