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1. November 2001
Die Äußerungen von General R. K. Nanavatty, Oberbefehlshaber der indischen Truppen in Kashmir, lösten Verstimmungen zwischen den politischen Führern Indiens und Pakistans aus. Der indische General hatte die Situation zwischen den Nachbarländern, die sich durch die zuspitzende Krise in Kashmir "am Rande eines Krieges" befänden, mit den Tagen vor dem Kriegs-Ausbruch von 1965 verglichen.
Der amtierende Vorsitzende der Pakistan Muslim-League (PML-N), Mukhdoom Javed Hashmi, ist nach einer Ankündigung, sich an den Protesten islamischer Gruppen gegen die proamerikanische Politik der Regierung zu beteiligen, festgenommen worden.
2. November
Der französische Außenminister Hubert Vedrine rief anlässlich eines Treffens mit Chief Executive General Pervez Musharraf Pakistan zum Dialog mit Indien auf.
Erster Milzbrand-Verdacht in Pakistan: Ein verdächtiger Brief traf in der Redaktion der größten pakistanischen Tageszeitung Daily Jang in Karachi ein.
3. November
Sicherheitskräfte erschossen im von Indien kontrollierten Teil Kashmirs mindestens 20 pro-pakistanische Untergrundkämpfer, laut pakistanischen Medienberichten seien sogar bis zu 35 muslimische Extremisten getötet worden. Bei den Gefechten im Distrikt Poonch, die durch den Grenzübertritt von mehreren bewaffneten Kämpfer von pakistanischer Seite ausgelöst wurden waren, kamen auch vier indische Soldaten ums Leben. Nach Darstellungen der indischen Armee beschossen pakistanische Streitkräfte die Region, um die muslimischen Extremisten zu unterstützen.
4. November
Der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld traf nach Kurzaufenthalten in Moskau, Duschanbe und Taschkent zu Gesprächen in Islamabad ein. Rumsfeld kam dabei mit Pervez Musharraf zusammen, um über die strategische Partnerschaft und den Krieg gegen die Taliban zu beratschlagen. Musharraf forderte ein Aussetzen der Kämpfe während des Fastenmonats Ramadan und betonte, dass die Kampfhandlungen schnell beendet werden müssten, um weitere zivile Opfer zu vermeiden. Rumsfeld verdeutlichte den amerikanischen Standpunkt, der die Fastenzeit nicht berücksichtigen würde. Anschließend reiste der Amerikaner weiter nach New Delhi.
5. November
Massive Truppenverstärkungen auf beiden Seiten der indisch-pakistanischen Grenze entlang der Line of Control in Kashmir.
Bei Kämpfen zwischen indischen Sicherheitskräften und militanten Eindringligen wurden in den indisch verwalteten Bezirken Poonch und Doda in Kashmir 19 Separatisten getötet und über 50 verhaftet.
Qazi Hussain Ahmad, der Führer der islamistischen Partei Jama'at-e-Islami, rief offen zum Sturz der Militärregierung Musharrafs auf. Ahmad stand seit dem 3.11. unter Hausarrest, wie auch Maulana Fazlur Rehman, Führer der Jamiat-e-Ulama-e-Islam (JUI). Die beiden Partei-Führer riefen zum Kampf gegen die Militärregierung auf.
6. November
Gewaltfreie Demonstration der pakistanischen Friedensbewegung in Rawalpindi.
Die pakistanische Militärregierung forderte Mullah Abdul Salaam Zaeef, Botschafter der Taliban in Pakistan, auf, bei seinen täglichen Pressetreffen die Agitationen gegenüber ausländischen Regierungen einzustellen.
Bei einem bewaffneten Überfall auf den Flughafen von Quetta stirbt ein Wachmann. Die Täter konnten unerkannt entkommen.
Weiterer Milzbrand-Verdacht: Ein Brief an das amerikanische Konsulat in Lahore soll Anthraxsporen enthalten haben.
41 indische Fischer aus Gujarat, denen unerlaubter Grenzübertritt vorgeworfen wurde, konnten aus pakistanischer Haft zurück in ihre Heimat reisen.
7. November
General Musharraf trat eine einwöchige Auslandsreise nach Europa und den USA an, seine erste seit den Anschläge vom 11. September. Seine erste Station war allerdings Teheran, wo er mit dem iranischen Vizepräsidenten Mohammad Reza Aref zu einer zweistündigen Unterredung zusammentraf. Anschließend traf er bei bei einem Zwischenstop auf dem Flughafen von Istanbul mit dem türkischen State Minister Sükrü Sina Gürel zusammen. In Paris hieß ihn Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac willkommen.
Der pakistanische Finanzminister Shaukat Aziz und Sheikh Abdullah bin Zaid al-Nehayan, Informationsminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), gaben bekannt, dass die VAE Pakistan mit 265 Millionen US Dollar in sechs Entwicklungsprojekten unterstützen werden. Dabei sei u.a. ein Projekt vorgesehen, dass eine bessere Wasserversorgung der Hafenmetropole Karachi gewähren soll.
Weiterer Rückschlag für die indisch-pakistanischen Beziehungen: Pakistan forderte einen indischen Botschaftsmitarbeiter in Islamabad dazu auf, das Land umgehend zu verlassen. Er stehe unter dringendem Spionage-Verdacht. Einige Tage zuvor wurde aus ähnlichen Gründen ein pakistanischer Botschaftsmitarbeiter in New Delhi des Landes verwiesen.
8. November
Die pakistanische Regierung forderte die Taliban dazu auf, ihr Konsulat in Karachi zu schließen.
Präsident Musharraf erklärte bei seinem Abflug aus Paris, dass die Fortsetzung der Angriffe auf Afghanistan während des Ramadan die "gesamte islamische Welt" erschüttern würde. Anschließend flog er nach Großbritannien, wo er in London mit dem britischen Premierminister Tony Blair zusammentraf. Auch hier wiederholte Musharraf seine Forderungen nach einer schnellen Lösung im Krieg gegen die Taliban und forderte mit Beginn des Fastenmonats ein Aussetzen der Angriffe.
Der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, Ruud Lubbers, forderte von Pakistan und dem Iran die Öffnung ihrer Grenzen zu Afghanistan. Die Forderungen waren nicht neu, jedoch sei die gegenwärtige Lage derart dramatisch, dass die Staatenwelt nun handeln müsse.
Der Milzbrandverdacht im US-Konsulat in Lahore erwies sich als Fehlalarm.
9. November
Bei landesweiten Protesten religiöser Gruppen gegen die amerikanischen Angriffe auf Afghanistan kam es zu Zusammenstößen mit den pakistanischen Sicherheitskräften. Die Polizei ging zum Teil mit scharfer Munition und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Islamisten hatten an diesem letzten Freitag vor dem Beginn des Ramadan zu einem Generalstreiks ausgerufen. Die Militärregierung erklärte ihrerseits diesen Tag als Feiertag - anlässlich des Geburtstags von Nationaldichter Iqbal. Dadurch gelang es die Streiks zu unterlaufen.
Mehr als 500 führende religiöse Persönlichkeiten wurden in Vorbeugehaft genommen, darunter der Führer der Jamiat-e-Ulama-e-Islam, Maulana Fazlur Rehman. Der Führer der Jama'at-e-Islami, Qazi Hussain wurde unter Hausarrest gestellt.
Bei mehreren Zusammenstößen zwischen Separatisten und indischen Sicherheitskräften starben 11 Menschen.
10. November
General Musharraf traf in Begleitung seines Außenministers Abdul Sattar und Finanzminister Shaukat Aziz in New York ein. Nach einer Rede vor den Vereinten Nationen traf er mit US-Präsident George W. Bush zusammen. Anschließend erklärte der US-Präsident, dass Pakistan ein Finanzpaket von mehr als eine Milliarde US-Dollar erhalten werde.
Musharraf bot dem ebenfalls in den USA weilenden indischen Premier Gespräche an, die Vajpayee jedoch ablehnte.
Maulana Sami ul-Haq, der Vorsitzende des Afghanistan Defence Council - dem pakistanischen pro-Taliban-Sprachrohr religiöser Gruppierungen und Parteien - wurde von der Militärregierung unter Hausarrest gestellt. Der Deobandi-Kleriker darf seine Religionsschule in Akora Khattak nicht verlassen.
Die pakistanische Tageszeitung Dawn veröffentlichte ein Interview mit Osama bin Laden, in dem er angibt, im Besitz von Atom- und Chemie-Waffen zu sein. In dem Interview drohte er für den Fall eines amerikanischen Nuklearangriffes mit deren Einsatz.
11. November
Musharraf bot in New York Indien an, gemeinsam dem CTBT beizutreten, das Nukleartests verbietet.
Pakistanische Zeitungen melden, dass bei der Eroberung von Mazar-i-Sharif am 9. und 10. November durch Truppen der Nord-Allianz mindestens 200 pakistanische Kämpfer auf Seiten der Taliban getötet worden seien.
12. November
Bei erneuten Kämpfen in Kashmir wurden innerhalb eines Tages mindestens 28 Separatisten getötet.
13. November
In den ersten offiziellen Reaktionen der Regierung auf die Eroberung Kabuls von Truppen der Nordallianz wurde der Hoffnung Nachdruck verliehen, dass die zukünftige Regierung multi-ethnisch sei.
Maulana Sami ul-Haq, Führer des islamistischen Afghan Defense Council, prophezeite, gegenüber der Nachrichtenagentur The Associated Press (AP), dass die Eroberung Kabuls durch die Nordallianz, die er "Anti-Pakistan Opposition" nannte, negative Folgen für Pakistan haben würden.
Der bedeutsamste Zusammenschluss muslimischer Gruppen in Kashmir, die All-Party Hurriyat Conference, rief zu einer Feuerpause in der Unruheregion auf, denen Friedensgespräche folgen sollten.
Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen indischen und pakistanischen Truppen auf dem Siachen-Gletscher erreichen einen neuen Höhepunkt.
14. November
Pervez Musharraf kehrte nach seinem sechstägigen "Drei-Länder-Besuch" (in Frankreich, Großbritannien und den USA) zurück. Bei einem erneuten Zwischenstopp in Istanbul traf er mit dem türkischen Premierminister Bülent Ecevit zusammen. Die beiden berieten sich über die veränderte Situation in Afghanistan.
Eine am Vortag eingetroffende zehnköpfige Deligation aus dem Iran, die unter Innenminister Mousavi Lari zu einem dreitägigen Besuch in Pakistan weilte, beschloss gemeinsam mit dem Gastgeber eine engere Kooperation im gemeinsamen Kampf gegen Extremismus, Terrorismus und Drogenschmuggel.
Nach japanischen Agenturberichten (Jiji Press und Kyodo News) beschloss Japans Regierung als Beitrag zum Kampf gegen den Terrorismus, Pakistan mit 300 Millionen US-Dollar zu unterstützen.
15. November
Die seit August von den Taliban in Afghanistan festgehaltenen acht Shelter Now-Entwicklungshelfer wurden nach ihrer Freilassung von amerikanischen Helikoptern nach Chaklala, dem Luftwaffenstützpunkt der pakistanischen Hauptstadt, gebracht.
Im Interesse engerer bilateraler Beziehungen zum Iran beschlossen General Musharraf und Irans Innenminister Abdolvahed Mousavi-Lari regelmäßige Gespräche auf Ebene der Außenminister beider Staaten. Das solle auch ein abgestimmtes Vorgehen gegenüber Afghanistan gewährleisten.
16. November
Bei Mondaufgang begann der islamische Fastenmonat Ramadan.
Pakistan verstärkte seine Truppenpräsenz an der gemeinsamen Grenze zu Afghanistan.
Nach einem Streikaufruf der militanten pro-pakistanischen Kashmir-Kämpfer Al-Umar-Mujahideen gegen die amerikanische Bombardierung Afghanistans, stand das öffentliche Leben im indischen Kashmir-Tal vorübergehend still.
Wie die Times of India meldete, habe Munawar Anjam, Sprecher der Pakistan Peoples Party (PPP) angekündigt, dass die frühere Premierministerin und Parteichefin Benazir Bhutto beabsichtige, nach Pakistan zurückzukehren. Trotz zu erwartender Konsequenzen beabsichtige die PPP-Politikerin, die wegen Korruption verurteilt im Exil lebt, ihrem "Land in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen".
17. November
Die pakistanische Grenzpolizei verhaftete nahe der Grenzstadt Miran Shah 83 Mitglieder der in Pakistan ansässigen kashmirischen Organisation Harkat-ul-Mujahideen. Die Militanten kämpften an der Seite der Taliban in Afganistan und beabsichtigten nach der vorläufigen Niederlage, zurück in ihre Heimat zu kehren.
Aziz Ahmad Khan, Pressesprecher des Außenministeriums, erklärte, dass Pakistan weder Mullah Omar noch Osama Bin Laden Asyl gewähren würde. Zudem forderte er die UNO dazu auf, eine Konferenz zur Bildung einer Übergangsregierung für Afghanistan einzuberufen.
Innenminister Moinuddin Haider kündigte eine weitere Truppenverstärkung an der Grenze zu Afghanistan an.
Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua bekundeten Chinas Präsident Jiang Zemin und Pervez Musharraf in einem Telefonat ihre Übereinstimung darin, dass schnellstmöglich eine afghanische Übergangsregierung auf breiter Basis aller Gruppen des Landes aufgestellt werden müsse.
18. November
Bei einem Überfall auf einen indischen Militärkonvoi im indischen Teil Kashmirs wurden zehn Soldaten getötet und mindestens 30 verletzt.
Die pakistanischen Grenztruppen gaben bekannt, die südliche Grenze zu Afghanistan "versiegelt" zu haben. Damit wolle man Taliban davon abhalten ins Nachbarland zu fliehen.
19. November
Pakistans Außenminister Abdul Sattar erklärte die Beziehungen zu den Taliban als beendet.
Maulana Sufi Mohammed, Führer der islamistischen Bewegung Tehreek Nifaz-e-Sharia Mohammadi wurde zusammen mit 67 Mitgliedern seiner Organisation von paramilitärischen Sicherheitskräften der Tribal Areas bei der Grenzüberschreitung aus Afghanistan verhaftet. Zahlreiche schwere Waffen wurden beschlagnahmt. Sufi Mohammed war einige Wochen zuvor mit Tausenden seiner Anhänger den Taliban zur Hilfe geeilt, seither werden mehr als 1.000 seiner Leute in Afghanistan vermisst.
Während eines zweitägigen Besuchs des ägyptischen Außenministers Ahmed Maher unterstrich dieser im Gespräch mit Pervez Musharraf, dass sein Land Pakistan im Kampf gegen den internationalen Terrorismus unterstütze.
Der stellvertretende iranische Außenminister Mohsin Aminzadey traf zu einem zweitägigen Besuch in Islamabad zu weiteren bilateralen Gesprächen ein. Dabei wurde auch die weitere Vorgehensweise der beiden Nachbarländer gegenüber Afghanistan besprochen.
Indisches Militär erschoss 17 "Mujaheddin" in Kashmir. Unter den Toten befänden sich zwei führende Kommandeure der in Pakistan ansässigen Organisation Al-Badr.
20. November
Nach Abbruch der Beziehungen zu den Taliban wurden die Konsulate in Quetta und Peshawar geschlossen. Die Taliban-Botschaft in Islamabad blieb zunächst geöffnet.
21. November
Der am 19.11. verhaftete Maulana Sufi Mohammed und 30 seiner Begleiter wurden zu je drei Jahre Haft verurteilt.
Zwölf mutmaßliche Separatisten, die die Grenze vom pakistanisch kontrollierten Gebiet ins indische überqueren wollten, wurden von indischen Grenztruppen erschossen.
22. November
Die Regierung ordnete die Schließung der Botschaft in Islamabad, der weltweit letzten diplomatischen Vertretung der Taliban, an.
Pervez Musharraf rief bei einem Treffen mit Jakob Kellenberger, dem Präsidenten des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), die "Anti-Terror-Koalition" und internationale Organisationen dazu auf, das sich abzeichnende Blutbad in der nordafghanischen Stadt Kunduz abzuwenden. Musharraf forderte vom IKRK, seine Rolle als Hüter der Genfer Konventionen wahrzunehmen. Der General stand unter starken innenpolitischen Druck, da sich in der von der Nordallianz belagerten Stadt mindestens 1.000 Pakistanis befanden, zum Teil ehemalige Soldaten. Die Nordallianz hatte angedeutet, die ausländischen Kämpfer in den Reihen der Taliban "zu bestrafen".
Der aus Teheran anreisende Außenminister Großbritanniens, Jack Straw, traf in Islamabad mit Pakistans Präsident Musharraf und dem Außenminister Sattar zu Gesprächen über das weitere Vorgehen mit Afghanistan zusammen.
Indien und Pakistan lieferten sich Artillerie-Gefechte entlang der Waffenstillstandslinie in Kashmir. Bei den Kämpfen, deren Beginn sich die beiden Seiten gegenseitig bezichtigen, starb eine Frau und mindestens zehn weitere Bewohner des pakistanisch kontrollierten Teils der geteilten Region.
Wie die Tageszeitung Dawn unter Berufung auf diplomatische Quellen meldete, wird Pakistan im Zuge des geplanten Besuches von General Musharraf vom 20. bis 24.12.01 bei Premierminister Zhu Rongji chinesische Finanzhilfe in einer Höhe von 1.5 Milliarden Dollar erhalten.
23. November
Wie die Tageszeitung Dawn unter Berufung auf "informierte Quellen" veröffentlichte, denke General Musharraf nicht daran, nach den für Oktober 2002 angekündigten Parlamentswahlen seinen Präsidentenposten zu räumen.
Der pakistanische Außenminister Abdul Sattar empfing seine japanische Amtkollegin Makiko Tanaka zu ihrem viertägigen Staatsbesuch, bei dem auch ein Treffen mit Präsident Musharraf geplant war. Tokio spielt seit langem in den Wirtschaftsbeziehungen für Islamabad eine bedeutende Rolle und ist durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der Allianz gegen denn Terror ein Verbündeter, der dem Land großzügige finanzielle Unterstützung zukommen lässt.
Eine 22-köpfige Delegation von Diplomaten verließ Peshawar, um in Afghanistan vermisste pakistanische Kämpfer ausfindig zu machen. Die Delegation wollte u.a. mit "Präsident" Rabbani und weiteren Führern der Nord Allianz in Kabul über den Verbleib der Menschen beraten. Die Organistation Tehrik-e-Nifaz-e-Shariat Mohammadi (TNSM), die Tausende pakistanischer Aktivisten mobilisierte, um an den Kämpfen gegen die USA teilzunehmen, vermutet noch über 2000 ihrer Leute im Nachbarland - teilweise in Kunduz und Kandahar.
24. November
Nach einem Treffen in Islamabad sprach sich eine Delegation der Europäische Union unter Leitung des belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt und des Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, gemeinsam mit General Musharraf für die Stationierung einer multinationalen Friedenstruppe in Afghanistan aus. Verschiedene muslimischer Staaten wurden genannt: Malaysia, Jordanien, Bangladesch, Indonesien und die Türkei. Die Truppe soll allerdings erst nach der Bildung einer von allen Bevölkerungsgruppen akzeptierten Regierung eingesetzt werden. Die Delegation rief Musharraf nach einem Besuch in einem Flüchtlingslager dazu auf, die Grenze für afghanische Flüchtlinge zu öffnen. Die EU hat 310 Millionen Euro für Afghanistan bereitgestellt. Pakistan wurde die Abschaffung von Zöllen für seine Textilexporte und weitere Vergünstigungen zugesagt.
Bei der Pressekonferenz nach den Gesprächen mit den Repräsentanten der EU, äußerte sich Musharraf auch zum Kashmir-Konflikt: "Pakistan sei bereit mit Indien über jedes Gebiet zu diskutieren".
Wenige Stunden darauf äußerte sich der indische Primierminster Atal Behari Vajpayee optimistisch zu einem eventuellen Gespräch mit Musharraf am Rande des Treffen der South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) im Januar in Kathmandu. "Mulakaat to ho hi sakti hai'' - Ein Treffen ist jederzeit möglich.
Bei erneuten Kämpfen im Sektor Karnah an der 740 Km langen Line of Control, die Kashmir zwischen Indien und Pakistan teilt, sind nach indischen Angaben mindestens drei Kinder durch Schüsse von der pakistanischen Seite getötet worden. Auch mehrere Häuser seien zerstört worden. Auch in der indischen Hauptstadt Kashmirs kam es zu erneuten Attentaten, bei denen zehn Menschen starben.
Wie aus dem Umfeld der dem Jihad-Organisationen Kashmirs verlautete, weisen die Taliban ausländische Hilfe zurück. Ein Vertreter der Führungsriege der Lashkar-e-Toiba erklärte im Dawn, dass die militanten Gruppen nicht von den Taliban um Unterstützung gebeten worden seien.
Ein Erdbeben der Stärke 6 auf der Richterskala erschütterte die Gegend zwischen Peshawar, Islamabad und dem nördlichen Chitral. Das Epizentrum lag vermutlich 250 Km nördlich von Peshawar in den Gebirgszügen des Hindukusch.
25. November
In einem Interview für die staatliche Fernsehanstalt PTV, sagte Präsident Musharraf, dass Pakistan die Nord-Allianz und jede Gruppe innerhalb dieser Allianz anerkenne. Er sehe kein Sicherheitsproblem für sein Land, wenn die Allianz in Kabul an der Macht sei. Angesichts der geographischen Lage zum Nachbarland werde jede Regierung in Kabul mit Pakistan freundschaftliche Beziehungen unterhalten.
In Srinagar wurden bei einem Anschlag 23 Menschen verletzt, als eine Handgranate in eine Menschenmenge auf einem Bazaar geworfen wurde. Wenige Stunden später erschossen indische Sicherheitskräfte einen Mann beim Versuch, in ein Armeelager einzudringen. Die Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Separatisten und den indischen Sicherheitskräften nahmen an Intensität in den vergangenen Tagen zu.
Der japanische Botschafter Sadaaki Numata und die Außenministerin Makiko Tanaka unterzeichneten mit Syed Munir Hussain, dem Präsidenten der Nichtregierungsorganisation Family Planning Association of Pakistan (FPAP), ein Abkommen über die Bereitstellung von 5,3 Millionen Rupees für die Versorgung von Kindern und afghanischen Flüchtlinge in NWFP und Baluchistan.
27. November
Die Uno-Konferenz zur Zukunft Afghanistans wurde in Bonn eröffnet. Die vermehrte Berichtserstattung in den pakistanischen Medien dokumentiert das Interesse an dem Nachbarland.
Bei einem Überfall der Separatisten-Organisation Lashkar-e-Toiba auf indische Militäreinrichtungen starben im Distrikt Poonch mindestens 20 Menschen.
Überraschenderweise kehrten nach weniger als einem Jahr im saudi-arabischen Exil Nusrat Shahbaz, die Ehefrau von Mian Shahbaz Sharif und zwei seiner Töchter in ihre Heimatstadt Lahore zurück. Es heißt, der ehemaligen Ministerpräsidenten des Punjab und Bruder des Ex-Premier Nawaz Sharif, der vor einem Jahr mitsamt seiner Familie ausgewiesen worden war, habe eigene Vereinbarungen mit der Militärregierung getroffen.
28. November
Die pakistanische Regierung hat die Massaker, die der Revolte gefangener Taliban-Söldner in der Festung von Qala-e-Jangi bei Mazar-e Sharif folgten, verurteilt. Die Militärregierung bezeichnete die Massaker als klare Verletzung der Resolution des Uno-Sicherheitsrates, die eine Respektierung der Genfer Konventionen vorschreibe. Neben Protesten aus dem Lager der Islamisten äußerten auch angesehene Tageszeitungen den Verdacht, dass die Bewacher das Massaker provoziert oder die Revolte bewusst nicht unter Kontrolle gebracht hätten, um diese als Ausrede für das Abschlachten ihrer Feinde zu nutzen. Die Dawn erklärte, dass "der tiefe Hass der Nord-Allianz gegenüber den ausländischen Söldnern" unbestritten sei. Die Medien kritisierten auch die USA, die die Taliban zu legitimen Zielscheiben erklärt hatten.
Eine Delegation aus Islamabad reiste nach Dubai, um mit Burhanuddin Rabbani, dem Chef der Nord-Allianz, der sich zu einem Besuch in den Emiraten aufhielt, zusammenzutreffen. Pakistan versuchte möglicherweise auch mit Rashid Dostom in Mazar-e Sharif alte Kontakte neu zu knüpften.
Aziz Ahmad Khan, Sprecher des Außenministeriums, gab bekannt, dass Pakistan einem Besuch Präsident Rabanis offen gegenüber stünde - derweil liefen die Verhandlungen zu einer afghanischen Übergangsregierung in Deutschland weiter auf Hochtouren.
Die Pakistan International Airlines (PIA) forderte die Militärregierung dazu auf, auch ihre Verluste durch die Folgen des 11. Septembers und den Krieg in Afghanistan als Schadensersatz bei der US-Regierung einzufordern.
Das öffentliche Leben im indisch-verwalteten Teil Kashmirs wurde durch einen Streik gegen die neu beschlossene indischen Anti-Terror-Verordnung (POTO) nahezu völlig lahmgelegt. Sie gibt den indischen Sicherheitskräften weitreichende Befugnisse - insbesondere auch gegenüber militanten Separatisten und ihren mutmaßlichen Unterstützern. Geschäfte, Banken und Bildungseinrichtungen blieben in den meisten Teilen des Tals geschlossen - der Straßenverkehr lag ebenfalls nieder.
Muhammad Ismail Qureshy und Mian Jamil Akhtar, beide frühere Mitarbeiter der pakistanischen Atomenergiekommission, die bereits im Oktober verhaftet worden waren, wurden erneut wegen ihrer Kontakte zu Ossama Bin Laden verhört. Die beiden Männer waren mehrere Male nach Afghanistan gereist und mindestens zwei Mal auch mit bin Laden zusammengetroffen. Die Behörden stießen nach Hinweisen von amerikanischen Ermittlern auf die Forscher, die sie seither ohne Anklage festhalten.
Die Post-Taliban-Administration in Jalalabad entließ 49 Pakistanis, die sich am "Jihad gegen die USA" auf Seiten der Taliban beteiligen wollten, aber zuvor in Gefangenschaft ihrer Gegner gerieten. Sie unterstützten die Organisation Tehrik Nifaz-i-Shariat Mohammadi (TNSM), die sich mehrheitlich aus Bewohnern des paschtunisch dominierten "Stammes-Gürtel" an der Grenze zu Afghanistan rekrutiert.
Die pakistanische Regierung gab bekannt, schiitische Flüchtlinge des Lagers Jallozai nahe Peshawar (NWFP) nach Parachinar (Kurram Agency) zu verlegen. Die nicht-paschtunischen Flüchtlinge könnten nach den Massakern von Mazar-i-Sharif Opfer von paschtunischen Racheaktionen werden, so offizielle Meldungen. Schnellstmöglich sollten 4.500 schiitische Afghanen verlegt werden, nachdem Äußerungen von Kämpfern aus den Stammesgebieten und religiösen Führern laut geworden waren, dass es nicht vereinbar sei, dass Persischsprachige Afghanen als Flüchtlinge in Pakistan leben, während Paschtunen in Afghanistan getötet würden.
29. November
Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi traf in Pakistan zu einem zweitägigen Besuch. Nach Jahren der Unterstützung gegnerischer Lager im afghanischen Bürgerkrieg versuchen die zwei Länder jetzt, ihre Politik gemeinsam zu koordinieren.
Bei erneuten Schusswechseln zwischen Separatisten und der indischen Armee starben im indischen Teil Kashmirs bei Surankote im Distrikt Poonch mindestens 11 Menschen. Damit wurden innerhalb von zwei Tagen mindestens 40 Personen umgebracht.
30. November
Pakistan und Iran verkündeten eine "neue Ära" ihrer Beziehungen. Nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan gebe es keine Differenzen mehr, sagte der iranische Außenminister Kharrazi nach seinem Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten in Islamabad. Die beiden Regionalmächte einigten sich nach den Worten des Besuchers auch auf eine Zusammenarbeit bei der Schaffung politischer Strukturen in Afghanistan. Beide Länder hätten eine wichtige Rolle zu spielen bei der Bildung einer breit angelegten Regierung, betonte der Gast aus Teheran. Außerdem bekräftigten die Politiker ihre Absicht, den Bau der geplanten Gaspipeline nach Indien voranzutreiben.
Wie Pakistans Nachrichtenagentur Associated Press of Pakistan (APP) verkündete, berieten sich die Präsidenten George W. Bush und Musharraf telefonisch zu den Entwicklungen in Afghanistan. Außerdem seien die Standpunkte zu der Konferenz in Bonn ausgetauscht worden. Zu den selben Themen gab es offenbar auch ein Telefonat zwischen dem US-Außenminister General Colin Powell und dem pakistanischen Militärdiktator.
Bei Gefechten mit den indischen Sicherheitskräften kamen acht muslimische Separatisten ums Leben, unter ihnen ein höherer Komandant der Hizb-ul-Mujahideen. Außerdem entfachte die Verhaftung von neun muslimischen Mädchen durch die Sicherheitskräfte in Bandipora im nordlichen Kashmir eine Welle der Proteste. Der Widerstand entlud sich in Übergriffen auf eine Polizeistation und öffentliche Gebäude.
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