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15. April 2006. Nachrichten: Politik & Recht - Südasien Nachrichten März 2006

Rückblick über die Ereignisse im März in Südasien.

Südasien

  • Bush-Visite: Der US-Präsident besucht Afghanistan, Indien und Pakistan und spricht über die Zusammenarbeit im "Krieg gegen den Terror", nukleare Kooperation und die Handelsbeziehungen.
  • Busdiplomatie: Anlässlich der Jungfernfahrt der Buslinie zwischen dem indischen Amritsar und dem Sikh-Heiligtum Nankana Sahib in Pakistan bietet Indiens Premier Manmohan Singh Pakistan einen Vertrag über Frieden, Sicherheit und Freundschaft an. Er lobt Präsident Musharrafs Vorgehen gegen den Terrorismus und erklärt seine Bereitschaft zu einer "pragmatischen Lösung" der Kaschmir-Frage, die aber unabhängig von anderen bilateralen Themen verhandelt werden soll. Pakistans reagiert positiv und sieht in der Geste einen "neuen Antrieb" für den Friedensprozess, lehnt aber die Abkoppelung der Kaschmir-Frage von anderen Themen ab.
  • Indien und Pakistan streben Ausbau des bilateralen Handels an: Bei der dritten Runde der Handelsgespräche seit Beginn des Friedensprozesses vereinbaren die Handelsminister beider Länder verbesserte Kooperation und Handelserleichterungen für Bankwesen, Frachtguttransporte und die Schlüsselgüter Reis und Tee.
  • Ärger um geplanten Basha-Damm in Kaschmir: Indien protestiert gegen Staudammpläne Pakistans, da es die Überflutung von Gebieten im Unionsstaat Jammu & Kaschmir fürchtet.
  • Indo-pakistanische Polizeizusammenarbeit: Bei dem ersten Treffen seit 17 Jahren vereinbaren die Leiter des indischen Central Bureau of Investigation und der pakistanischen Federal Investigation Agency eine Zusammenarbeit im Kampf gegen Menschenhandel, illegale Einwanderung und Fälscherei.
  • Bangladeschs Premierministerin in Indien: Khaleda Zia trifft in Delhi mit ihrem indischen Amtskollegen Manmohan Singh zu Gesprächen zusammen. Die beiden südasiatischen Länder vereinbaren u.a., die Handelsbilanz, die zu Ungunsten Bangladeshs ausfällt, durch erhöhte bengalische Exporte nach Indien auszugleichen. Darüber hinaus verständigen sich Zia und Singh auf verstärkte Bemühungen im Kampf gegen illegale Drogen sowie auf eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen.
  • Gespannte pakistanisch-afghanische Beziehungen I: Pakistans Präsident Musharraf wirft seinem afghanischen Amtskollegen Karsai vor über die Lage in seinem eigenen Land "uninformiert" zu sein. Die Kritik richtet sich gegen die Informationen des afghanischen Geheimdienstes über den angeblichen Aufenthalt von Taliban-Führern, die Karsai Pakistan im Februar übergeben hatte. "Völlig veraltet" seien diese, so das Urteil Pakistans. Karsai weist die Kritik zurück. Wenige Tage später bittet Musharraf den US-General Abizaid, seinen Einfluss in Afghanistan geltend zu machen, um den Informationsaustausch und die Sicherheitslage im Grenzgebiet zu verbessern.
  • Gespannte pakistanisch-afghanische Beziehungen II: Pakistan beschuldigt afghanische Sicherheitskräfte, 16 pakistanische Staatsbürger im Grenzgebiet um Spin Boldak erst verhaftet und dann ermordet zu haben. Kabul hingegen spricht von getöteten Taliban-Kämpfern. Nach der Übergabe der Leichen kommt es im pakistanischen Grenzort Chaman zu Protesten. Die Toten gehören dem paschtunischen Stamm der Nursai an, welcher auf beiden Seiten der Grenze lebt. Gerüchten zufolge sollen die Toten auf Anordnung eines lokalen afghanischen Armeekommandeurs im Rahmen einer seit Jahren schwelenden Fehde exekutiert worden sein.
  • Linienbus über den Khyber-Pass: Zwischen dem afghanischen Jalalabad und dem pakistanischen Peschawar soll ab Mitte April ein regulärer Busverkehr eingerichtet werden. Bei der Testfahrt reisen Mitte März zahlreiche afghanische Staatsbedienstete ins Nachbarland. Die Busse wurden von Pakistan gespendet. Geplant ist eine zweite Buslinie zwischen den Städten Kandahar und Quetta.

Indien

  • Mächtiger Gast und strahlende Freundschaft: US-Präsident George W. Bush und Indiens Premier Singh unterzeichnen in Delhi ein umstrittenes Nuklearabkommen. Dieses ermöglicht Indien im Austausch gegen eine Öffnung seiner Atomanlagen für Inspektionen den Zugang zu ziviler Atomtechnik der USA. Während des dreitägigen Staatsbesuchs von Bush, der von massiven, teils gewalttätigen Protesten der kommunistischen Parteien und muslimischer Organisationen begleitet wird, schließt die USA mit Indien weitere Verträge ab. U.a. vereinbaren beide Länder eine Ausweitung indischer Agrar-Exporte in die Vereinigten Staaten.
  • Kalam wirbt um das Gas der Generäle: Der indische Präsident Abdul Kalam trifft während seines dreitägigen Staatsbesuchs in Myanmar (Burma) u.a. mit dessen Regierungschef General Than Shwe zusammen. Dabei schließen die beiden Nachbarländer einen Vertrag über die langfristige Lieferung von burmesischem Erdgas nach Indien. Kalam ist der erste indische Staatspräsident, der die Militärdiktatur Myanmar besucht.
  • Bombenanschläge in Varanasi: Mindestens 15 Menschen werden getötet und 62 Personen verletzt, als in der für Hindus heiligen Stadt Varanasi im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh drei Bomben explodieren. Die Anschläge ereignen sich gegen halb sieben am Abend im Inneren des Sankat Mochan Tempels, an einem Bahnhof und in einem Zugabteil des Shiva Ganga Express. An allen drei Orten befinden sich zu dieser Zeit sehr viele Menschen.
  • Sonia Gandhi zieht sich aus Parlament zurück: Die Vorsitzende der indischen Kongresspartei legt ihren Sitz in der Lok Sabha nach Anschuldigungen nieder, dass sie von einem weiteren öffentlichen Posten profitieren würde. Gegenstand der Kontroverse zwischen der regierenden Kongresspartei und der oppositionellen Bharatiya Janata Party, die letztendlich zu diesem Schritt führte, ist Gandhis Sitz im National Advisory Council, den sie nun ebenfalls aufgibt. Strittig bleibt, ob die Mitgliedschaft eines Parlamentariers in dem Council gegen indisches Gesetz verstößt.
  • Adivasi-Proteste gegen Stahlwerk: Im indischen Bundesstaat Orissa werden ungefähr 40 Personen verletzt, als hunderte Stammesangehörige ein Stahlwerk, das Adhunik Metallic baut, stürmen. Die Demonstranten fordern Jobs für Adivasis, die durch den Bau der Fabrik vertrieben worden waren.
  • Attacken maoistischer Rebellen I: Im indischen Bundesstaat Chhattisgarh werden im Verlauf des Monats bei verschiedenen Angriffen maoistischer Rebellen mindestens 19 Zivilisten getötet und 37 verletzt. Zwei der Attacken richten sich gegen Personen, die von den Maoisten als Polizeispitzel verdächtigt werden. Ein weiterer Angriff wird gegen eine Gruppe von Händlern, die von einem Markt zurückkommen, ausgeführt. Die Rebellen hatten das Fahrzeug der Kaufleute für ein Polizeiwagen gehalten.
  • Attacken maoistischer Rebellen II: 40 Insassen werden bei einem Angriff bewaffneter Maoisten aus dem Gefängnis von Udayagiri Town im Staat Orissa befreit. Drei Polizisten werden getötet, als die Rebellen gleichzeitig die lokale Polizeistation und ein Lager der Sicherheitskräfte attackieren.
  • HIV-Infektionen rückläufig: Die Anzahl der Neuansteckungen mit dem AIDS-Virus sind nach Angaben der Lancet Studie in den am schlimmsten betroffenen Regionen Südindiens um ein Drittel zurückgegangen. Die indischen und kanadischen Forscher, die gemeinsam an der Studie arbeiten, sagen, dass der Rückgang durch den Einfluss von Safer-Sex-Kampagnen zu erklären ist.
  • Ranbaxy kauft Terapia auf: Der größte indische Arzneimittelhersteller Ranbaxy kauft das rumänische Pharmazieunternehmen Terapia für 324 Millionen US-Dollar. Beide Firmen sind auf die Herstellung von generischen Präparaten spezialisiert. Ranbaxy hofft durch diesen Schritt, seine Expansionspläne auf dem europäischen Markt verwirklichen zu können.
  • Manohar Shyam Joshi verstirbt: Der berühmte Hindi-Schriftsteller und Journalist erliegt in Delhi im Alter von 73 Jahren einer kurzen Krankheit. Joshi, der 1982 das Drehbuch für die erste indische Seifenoper "Hum Log" (We the people) und später für weitere Hindi-Seifenopern schrieb, verfasste auch die Skripte für Fernsehdramen wie "Buniyad" (Foundation) und "Mungeri Lal ke Haseen Sapne" (Mungeri Lal’s beautiful Dreams) und für Bollywood-Filme wie "Appu Raja" und "Hey Ram". Darüber hinaus arbeitete er als Journalist, u.a. für die Weekend Review. Sein literarisches Werk umfasst außerdem Romane wie "Kasap" oder "Kuru Kuru Swaahaa" und die politische Satire "Netaji Kahin".
  • Jetzt ist der Raj endgültig Geschichte: Addyaita, eine männliche Aldabra-Riesenschildkröte, stirbt in Kolkata im Alipore Zoological Garden. Es wird geschätzt, dass die Schildkröte etwa 260 Jahre alt war und einst Robert Clive gehörte, der im späten 18. Jahrhundert Bengalen für die britische Ostindienkompanie eroberte.

Pakistan

  • "Breite und dauerhafte strategische Partnerschaft": Bei seinem 24-Stunden-Besuch lobt US-Präsident George W. Bush Pakistans Rolle im "Krieg gegen den Terror", mahnt aber zu weiteren Anstrengungen gegen das Al-Qaida-Netzwerk. Darüber hinaus betont er, dass die Zukunft des Landes in der Demokratie liege. Pakistanischen Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit im Nuklearbereich, wie sie mit Indien vereinbart wurde, erteilt der Präsident eine Absage. Allerdings gibt er den Widerstand der USA gegen das gemeinsame Pipeline-Projekt von Iran, Indien und Pakistan auf. Im Vorfeld des Bush-Besuches waren bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe des US-Konsulats in Karachi ein US-Diplomat und zwei weitere Menschen ums Leben gekommen.
  • Krisenregion Waziristan: Im Laufe des Monats kommen in der Stammesregion bei Anschlägen und Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Pro-Taliban-Milizen nach Armeeangaben mehr als 180 Menschen ums Leben. In der ersten März-Woche kommt es nach einem Angriff von Rebellen auf ein Lager von Paramilitärs in der Stadt Miran Shah in Nordwaziristan zu einem dreitägigen Feuergefecht, bei dem die Armee auch Kampfhubschrauber einsetzt und zivile Opfer nicht ausschließen will. Die Kämpfe fordern angeblich das Leben von 140 Aufständischen und lösen eine Massenflucht aus. Im Verlauf des Monats folgen weitere Gefechte nahe Miran Shah. In der Stadt Wana in Südwaziristan wird das Radioprogramm eines Regierungssenders durch einen Anschlag zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren unterbrochen. Im Norden Waziristans sprengt die Armee eine Koranschule, in der sich nach offiziellen Angaben der flüchtige Taliban-Führer Jalaluddin Haqqani versteckt gehalten habe. Meldungen über die Bildung eines Pro-Taliban-Komitees für "Recht und Ordnung" werden vom Gouverneur dementiert. Vielmehr handele es sich um ein "Friedenskomitee" von Stammesältesten, die um die Sicherheitslage in der Region besorgt seien.
  • Krisenregion Belutschistan: Bei Landminenexplosionen und Kämpfen zwischen Rebellen und staatlichen Truppen kommen in der Grenzprovinz mehr als 30 Menschen ums Leben. Unter ihnen sind 26 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft, deren Bus bei Dera Bugti auf eine Mine fährt. Angeblich handelt es sich um Angehörige eines Clans, der mit dem Clan von Nawab Akbar Bugti, dem Führer des Widerstandes gegen die Zentralregierung, konkurriert. In Quetta werden mehr als 20 Schülerinnen bei einem Bombenanschlag auf einen Gemüsemarkt verletzt. Ende des Monats verursachen Rebellen durch einen Anschlag gegen Hochspannungsleitungen einen Stromausfall, von dem 80 Prozent der Provinz betroffen sind. Der Vorfall ereignet sich kurz nachdem die Provinzversammlung für die Bildung eines Gremiums gestimmt hatte, das Frieden im Konflikt um Rohstoffe und politische Macht zwischen Islamabad und den Aufständischen vermitteln soll.
  • 30.000 Menschen beim World Social Forum im Karachi: Nachdem im letzten Jahr entschieden worden war, das Weltsozialforum (WSF) polyzentrisch zu organisieren, hatten im Januar bereits regionale WSFs im südamerikanischen Caracas (Venezuela) und im afrikanischen Bamako (Mali) stattgefunden. Das asiatische Regionalforum tagte in der letzten März-Woche in der pakistanischen Hafenstadt.
  • Urteil gegen Sunni-Extremisten: Mitglieder der verbotenen Sipah-e-Sahaba werden wegen Anschlägen auf Schiiten-Schreine zum Tode bzw. lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Bei den Anschlägen in der Provinz Belutschistan waren im Vorjahr etwa 30 Menschen ums Leben gekommen.
  • Kollateralschäden des Karikaturen-Streits in der Blogosphäre: Nachdem die Aufsichtsbehörde für Telekommunikation die Sperrung von Internet-Seiten mit Mohammed-Karikaturen durch die Internet Service Provider anordnet, haben Tausende pakistanische Blogger keinen Zugriff mehr auf ihre Weblogs, da auch eine ganze Top-Level-Domains gesperrt wurde, auf der ein Blog mit Karikaturen lief. Über Anonymizer und andere Umwege wissen sich viele Blogger aber schnell zu helfen.

Bangladesch

  • Ausschreitung bei Awami-League-Demonstration: Mehr als 100 Menschen werden bei Zusammenstößen vor dem Gebäude der staatlichen Wahlkommission in der Hauptstadt Dhaka verletzt. Die oppositionelle Awami League unter Führung der ehemaligen Premierministerin Sheikh Hasina und Anhänger von 14 weiteren Parteien fordern die Absetzung des Leiters der Wahlkommission, dem sie Parteilichkeit vorwerfen, und die Neuerfassung der Wähler der für Anfang 2007 angesetzten Wahlen.
  • Plötzlicher Fahndungserfolg: Abdur Rahman, Führer der islamistischen Extremistengruppe Jamaat-ul-Mujahideen, wird nach mehrstündiger Belagerung seines Unterschlupfs im nordöstlichen Bangladesch gelegenen Sylhet verhaftet. Er wird u.a. für die landesweiten Bombenanschläge im August 2005 verantwortlich gemacht. Beobachter sehen in seiner überraschenden Festnahme auch ein Zeichen Dhakas an die USA, da sie zum Zeitpunkt der Südasienreise von US-Präsident Bush stattfindet. Allerdings stand Bangladesch als zweitbevölkerungsreichstes Land der Region nicht auf dem Reiseplan des US-Präsidenten.
  • Bombenanschläge gehen weiter: Kurz nach der Festnahme Abdur Rahmans explodieren landesweit mehrere einfache Sprengsätze. Glücklicherweise gibt es bei den Anschlägen nur wenige Leichtverletzte zu beklagen.
  • Anwachsen der Flüchtlingslager: Immer mehr Menschen flüchten aus Myanmar nach Bangladesch nachdem dort seit Monaten Militäroperationen gegen oppositionelle ethnische Minderheiten ausgeweitet werden. Flüchtlingsorganisationen bezeichnen die Situation in den Lagern als zunehmend ernster.

Afghanistan

  • Kriegsherr auf Kurzvisite: US-Präsident Bush legt zum Auftakt seiner Südasienreise einen überraschenden Zwischenstopp in Kabul ein. Bei den Gesprächen mit Präsident Karsai und mehreren Regierungsvertretern geht es vorrangig um die Themen Sicherheit und Wiederaufbau.
  • Anschlag auf Senatsvorsitzenden: Bei der Explosion eines von zwei Selbstmordattentätern gefahrenen Autos sterben in Kabul vier Menschen. Sibghatullah Mujaddedi, Vorsitzender des afghanischen Senats und Leiter der Kommission zur Versöhnung mit den Taliban, überlebt den Angriff auf seinen Autokonvoi unverletzt, aber mindestens zwei unbeteiligte Zivilisten sterben. Majaddedi wirft im Anschluss pakistanischen Sicherheitsdiensten eine Verwicklung in das Attentat vor; angeblich besäßen afghanische Sicherheitskreise Beweise für eine Verstrickung. Zudem sollen in mindestens sechs weiteren Fällen Spuren ins Nachbarland weisen.
  • Grenzübergreifender Überfall im belutschistanischen Drogendreieck: Als iranische Sicherheitskräfte maskierte Täter sollen rund zwei Dutzend Menschen an der iranisch-afghanisch-pakistanischen Grenze getötet haben und sich danach nach Afghanistan zurückgezogen haben. Viele der Toten waren Zivilbedienstete des lokalen iranischen Gouverneurs. Das Dreiländereck gilt als Tummelgebiet für Drogenschmuggel und Entführungswirtschaft.
  • Apostasieprozess: Einem aus Deutschland zurückgekehrten Afghanen droht wegen Konvertierung zum Christentum die Todesstrafe. Abdul Rahman wird im Prozess vor dem Obersten Gerichtshof, der in der Vergangenheit etliche umstrittene Urteile fällte, nach internationalen Protesten für unzurechnungsfähig erklärt und darf nach Italien ausreisen, wo er Asyl beantragt.
  • Kein Ende der Gewalt: Bei Kämpfen im Süden und im westlichen Grenzgebiet sterben über hundert Kämpfer und Soldaten - sowohl afghanische Sicherheitskräfte als auch über ein Dutzend ausländische Soldaten. Fast ebenso viele Zivilisten kommen im März bei zahlreichen Anschlägen im gesamten Land ums Leben.
  • Ausländische Prostituierte abgeschoben: Afghanische Behörden verweisen nach einer Großrazzia in Kabul 38 Frauen des Landes. Sie hätten in Lokalen und Gasthäusern gearbeitet, welche auch als Bordelle dienten und zudem ohne Genehmigung Alkohol ausschenkten. Zu ihren Herkunftsländern macht das Innenministerium keine Angaben.
  • Fragwürdiger Märtyrer-Schrein in Khost entwickelt sich zum Tourismus-Magneten: Immer mehr Menschen kommen an den Ort, wo 38 einheimische und ausländische Taliban-Kämpfer im Spätherbst 2001 bei einem US-Bombardement starben. Die Pilger hoffen, dass die Kraft der sogenannten Märtyrer die Gebete verstärke und Krankheiten heile. Sogar aus Pakistan sollen zahlreiche Pilger anreisen.
  • Vogelgrippe nun auch in Afghanistan: In mindestens sechs Fällen wird bei verendeten Vögeln in Jalabad und Kabul das H5N1-Virus nachgewiesen. Zugleich verhängen die Behörden ein Einfuhrverbot für Geflügel aus Pakistan.

Nepal

  • Das Bündnis hält: In einem zweiten Memorandum of Understanding, das die Sieben-Parteien-Allianz am 19. März in New Delhi mit den Maoisten beschließt, konkretisieren beide Seiten die weitere Zusammenarbeit im Kampf gegen König Gyanendras autokratische Herrschaft. Für Anfang April ist ein Generalstreik geplant, die Massenproteste sollen im Laufe des April einen Rückzug des Monarchen erzwingen. Gemeinsames Ziel ist die Wiedereinsetzung des Parlaments, das einen dauerhaften Waffenstillstand und eine verfassungsgebende Versammlung vorbereiten soll. Dort sollen dann die Forderungen der Maoisten nach sozialen Reformen, der Abschaffung der Monarchie und einer Vereinigung der beiden Armeen demokratisch entschieden werden. Gyanendras Regierung reagiert mit nationalistischen Reflexen: Indien mische sich in interne Angelegenheiten Nepals und unterstütze den Terrorismus.
  • Heftige Gefechte: Anfang März greifen maoistische Einheiten ein Gefängnis im Distrikt Ilam in Ostnepal an und befreien über 100 Insassen. Die am 14. März verhängte Verkehrsblockade hebt die CPN-M-Führung nach Unterzeichnung der zweiten Vereinbarung mit der bürgerlichen Oppositon auf, intensiviert jedoch ihre militärischen Aktionen. Im Distrikt Jhapa und in Dharan werden Polizeistationen angegriffen, in Kavre, nur 40 km von Kathmandu entfernt, wird nach Angaben der Aufständischen auch ein G-36-Sturmgewehr erbeutet. Die deutsche Firma Heckler & Koch hatte 2001 eine Probelieferung des Gewehrs exportiert, später stoppte der Bundessicherheitsrat den geplanten Verkauf von weiteren 5.000 Gewehren.
  • Artenschutz für aussterbende Autokraten: Kronprinz Paras, ob seiner Arroganz und Allüren vermutlich noch unbeliebter als sein Vater, reist nach Österreich und bringt zwei Nashörner für den Wiener Zoo mit. Nach Protesten schickt die österreichische Regierung, die derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, statt Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Vizekanzler Hubert Gorbach zur Übergabe. Entgegen offizieller Beteuerung, es gehe um Artenschutz statt um Politik, nutzt Paras seinen Auftritt, um die Machtübernahme seines Vaters zu verteidigen. Wenige Tage vorher hatte Gyanendras Regierung übrigens eine Verordnung erlassen, die die Privatisierung der Nationalparks vorbereiten soll, die von der König-Mahendra-Stiftung unter Vorsitz von Paras verwaltet werden.

Sri Lanka

  • Regierungskoalition gewinnt mit Erdrutschsieg bei Lokalwahlen: Die United People's Freedom Alliance von Präsident Rajapakse gewinnt 225 der 266 Sitze. Die UNP kann nur 33 Sitze beanspruchen, die extrem-nationalistischen Kräfte von JVP nur einen Sitz und die Mönche der JHU keinen. Analysten sprechen von einer Friedensdividende für Rajapakse durch moderate Wähler, da dessen Regierung seit Februar wieder mit den tamilischen Rebellen der LTTE in Genf verhandelt. Aber auch aus dem Lager rechter Kräfte dürfte die UPFA-Koalition viele Wählerstimmen bekommen haben, da die Regierung sich bisher kaum zu Zugeständnissen bereit zeigte. Die Wahlbeteiligung lag mit 55 Prozent niedriger als erwartet, u.a. weil in den tamilischen Gebieten im Nordosten der Insel viele Wahllokale wegen Sicherheitsbedenken geschlossen blieben.
  • LTTE erwägt Rückzug aus Genfer Verhandlungen: S.P. Thamilselvan, Führer des politischen Flügels der LTTE, droht bei Gesprächen mit dem norwegischen Botschafter, Hans Brattskar, mit einem Abbruch der Friedensgespräche, wenn Colombo weiterhin paramilitärische Gruppen um den ehemaligen LTTE-Colonel Karuna unterstütze. Die Regierung Sri Lankas dementiert die Vorwürfe der LTTE. Derweil setzt sich die Gewaltwelle im März fort, mehrere Dutzend Menschen sterben insbesondere im tamilischen Norden und Osten der Insel bei Minen- und Granatattacken sowie zahlreichen Feuerüberfällen.
  • Neuer oberster Gesandter Norwegens für Sri Lanka ernannt: Jon Hanssen-Bauer löst Erik Solheim ab, der aufgrund seiner Verpflichtungen als Entwicklungshilfeminister in Oslo seiner Funktion in Sri Lanka nicht mehr voll nachkommen kann. Bauer verfügt über lange Erfahrungen im Konflikt auf der Insel und gilt als erfahrener Vermittler. Er war darüber hinaus ebenfalls in der Bearbeitung von zahlreichen anderen Konflikten aktiv.
  • Verstärktes Tiger-Fundraising in der Diaspora: Einem Bericht von Human Rights Watch zufolge intensiviert die LTTE seit Ende 2005 ihre Geldeintreibung unter Tamilen in der Diaspora. Vielfach sollen die "Spenden" unter Druck und massiven Drohungen eingeworben werden. Die politische Führung der LTTE dementiert die im Bericht erhobenen Anschuldigungen, wogegen Behörden in Kanada, den USA und Großbritannien die Aktionen bestätigten.
  • Verschiebung von Tsunami-Spenden "legal": Das Oberste Gericht erklärt die Umleitung von 830.000 US-Dollar an Tsunami-Hilfsgeldern auf Privatkonten von Präsident Rajapakse für rechtmäßig. Die Gelder seien für den Wiederaufbau in seinem Heimatwahlkreis in Hambantota bestimmt gewesen und hätten so am besten ihre Bestimmung erreicht. Mehrere Politiker der oppositionellen UNP und zwei hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden, die den Fall an die Öffentlichkeit gebracht hatten, müssen zudem rund 5.000 US-Dollar Entschädigung an den Präsidenten zahlen.

Bhutan

  • Abgelegene Gebiete finden Anschluss: Früher musste man bis zu fünf Tage zum nächsten Telefon wandern - nun bekommen immer mehr entlegene Dörfer Zugang zu Telekommunikation und Internet. Im Rahmen eines umfangreichen Entwicklungsprojekts unter Einbindung Indiens und der Internationalen Telekommunikations-Vereinigung werden in entlegenen Regionen kleine Satellitenanlagen installiert. Die ersten nahmen im März den Betrieb auf. Die bhutanesische Post darf den Satellitenservice die nächsten zwei Jahre zum Nulltarif nutzen, da Indien die Satellitenfrequenzen kostenlos zur Verfügung stellt.

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