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Mehr als 1,3 Millionen Mitarbeiter mussten 200 Millionen Dosen Impfstoff in teilweise abgelegene Dörfer bringen, wie auch städtische Elendsviertel aufsuchen und von "Tür zu Tür" gehen. Es hieß vor allem wegen der hygienische Verhältnisse kann sich der Polio-Erreger besonders leicht ausbreiten.
Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am 12. Februar in Genf mitteilte, wurden im vergangenen Jahr weltweit 1.556 neue Fälle von Polio registriert - 85 Prozent davon im nördlichen Indien. 1.218 traten allein im Unionsstaaten Uttar Pradesh auf. Auf dem zweiten Platz, mit 119 Fällen liegt der Unionsstaat Bihar – das Armenhaus der Nation. Danach folgt Westbengalen mit 45 Fällen, Haryana mit 34, Rajasthan mit 30, das Unionsgebiet Delhi mit 25, Gujarat mit 24, Madhya Pradesh mit 20, Uttaranchal mit 14, Jharkhand mit 12, Maharashtra mit 6, Orissa mit 4, im Punjab gab es 2 Fälle. Chandigarh, Chhattisgarh und Jammu & Kashmir hatten jeweils nur einen Fall aufzuweisen.
Daniel Tarantola, Direktor für Impfstoffe bei der WHO betonte, dass es sich um eine außergewöhnliche Epidemie handelt. "Die Übertragung zu stoppen, wird eine monumentale Aufgabe."
Es ist erklärtes Ziel der WHO die Kinderlähmung weltweit auszurotten. Allerdings beklagt sie eine Finanzierungslücke. Es fehlten 253 Millionen Euro im Kampf gegen die gefürchtete Krankheit - allein 100 Millionen Euro in Indien.
Als die WHO 1988 die Anti-Polio-Kampagne begann wütete die Krankheit in 125 Ländern, wobei sich jährlich 350.000 Menschen mit dem Erreger infizierten. Es ist schon eine einzigartige Erfolgsgeschichte, dass es seither gelungen ist die Verbreitung der Viren auf sieben Länder zu reduzieren. Für 20 Länder besteht noch Gefahr einer Ansteckung. Doch außer in afrikanischen Staaten kommt der Erreger der Kinderlähmung noch in Indien, Pakistan und Afghanistan vor. Sri Lanka und Bangladesch gelten als "Polio-frei". Europa war erst im vergangenen Jahr von der WHO für poliofrei erklärt worden.
Indien hat sich nun das ehrgeizige Ziel gestellt bis 2005 die Kinderlähmungsviren auszulöschen. Allerdings meint O.P. Vaish, Vorsitzender des Nationalen Polioplus Komitees des Internationalen Rotarier Clubs: "Der Gesundheitsminister der Zentralregierung weiß so gut wie gar nichts über dieses Programm – mir kocht das Blut bei solcher Gleichgültigkeit".
Nach Angaben des in Kathmandu erscheinenden Himal Magazins, traten 66 Prozent der Poliofälle bei Muslimen auf. Da die religiöse Minderheit nur zwölf Prozent der Bevölkerung stellt, ist das Missverhältnis offenkundig. Allerdings wird es schwer werden, die Muslime zu erreichen. Neben der Armut spielt das ausgeprägte Misstrauen eines Großteils der Muslime (nicht nur) in Uttar Pradesh gegenüber staatlichen Stellen – insbesondere medizinischen – eine entscheidende Rolle. Es gründet sich in den Erinnerungen an die Zwangssterilisationskampagne unter Indira Gandhis Sohn Sanjay während der Notstandsregierung von 1975-77. Ihr Opfer waren damals zumeist Arme und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit Muslime.
Hindunationalistische Kampagnen, die mit dem überproportionalen Wachstum der Muslimbevölkerung Ängste vor einer Marginalisierung der Hindus schüren ("Wir fünf - Ihre 25"), tun ihr übriges. Fraglich ist daher auch, ob der politische Wille zur effektiven Durchführung der Anti-Polio-Kampagne überhaupt besteht. Himal zumindest berichtete von gezielten Desinformationen, die lokale Gesundheitspolitiker betreiben.
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