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30. November 2002. Nachrichten: Wirtschaft & Soziales - Indien Bill Gates im Lande der Mogule

Am 11. November 2002 begab sich Softwaremogul Bill Gates auf "Mission" nach Indien. Während er einerseits auf das Potential der indischen Wirtschaft – besonders auf die Softwareindustrie – hinwies, brachte er eine weitere wichtige Botschaft mit. Angesichts neuer Zahlen, welche die Zahl der Aids-Erkrankungen in Indien auf das fünffache innerhalb der nächsten zehn Jahre prognostiziert, wies er auf Notwendigkeit hin, unverzüglich gegen die Weiterverbreitung des HIV-Virus anzukämpfen.

400 Millionen US-Dollar Investitionen angekündigt

Im Rahmen seines viertägigen Besuches besuchte Bill Gates die Hauptstadt Neu Delhi und die indischen Softwaremetropolen Bangalore und Hyderabad und traf sich mit Managern der dort ansässigen Unternehmen. Während eines Gespräches mit dem indischen Minister für Kommunikations- und Informationstechnologie, Pramod Mahajan, kündigte Gates an, dass Microsoft weitere 100 Millionen US-Dollar in Indien investieren werde und das vorhandene Netzwerk umfassend ausbauen wolle. So solle die Zahl der angestellten Softwareingenieure in Microsofts Forschungszentrum in Hyderabad von derzeit 200 bis zum Jahr 2005 auf über 500 anwachsen.

Bei derselben Gelegenheit enthüllte Bill Gates sein Projekt "Shiksha" (Hindi: Lehrer), dessen Ziel es ist, Kinder bereits in jungen Jahren mit Computern vertraut zu machen. 80.000 Lehrer werden ausgebildet, um in zehn staatlichen IT-Akademien und 2.000 Schulen 3,5 Millionen Kinder in Informatik zu unterrichten. Im Rahmen dieses Projekts werden Windows XP Versionen in den Sprachen Malayalam and Bengali entwickelt. Damit wäre Windows dann in elf indischen Sprachen verfügbar.

Gates wies während einer Pressekonferenz darauf hin, dass Indiens unangefochtene Position als Softwaremacht durch Chinas Fortschritte in Zukunft in Frage gestellt werde, sollte sich die Bildungspolitik in Indien nicht bald ändern. Während China seine Prioritäten in der Bildung setzt und immer mehr mit Indien gleichzieht, stagniere Indien. Deshalb rief er Indien zu erhöhten Investitionen im Bildungs- und Sozialsektor auf.

100 Millionen US-Dollar gegen Aids

Während seiner Gespräche mit dem indischen Premierminister Atal Behari Vajpayee und Staatspräsident A.P.J. Abdul Kalam kündigte Gates an, dass er Indien sofort 100 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen Aids aus den mitteln seiner "Bill and Melinda Gates Foundation" zur Verfügung stellen werde. Das Geld solle vor allem in Kampagnen fließen, die mobile Bevölkerungsgruppen – Angestellte von Transportunternehmen und Wanderarbeiter – über präventive Maßnahmen aufklären, da das Ansteckungs- und Erkrankungspotential dieser Gruppen um das zehnfache über dem Durchschnitt liege. An der Kampagne wird sich unter anderem auch die weltweit operierende amerikanische Unternehmungsberatung McKinsey beteiligen. Der Betrag sei keineswegs ein einmaliger Betrag, in Zukunft sollen weitere Projekte anlaufen.

Gates betonte, dass Indien nach einer Studie des amerikanischen National Intelligence Center bald Südafrika als das Land mit der höchsten AIDS-Rate unter der Bevölkerung ablösen könnte. Die erschreckend stark steigende Anzahl der HIV-Erkrankungen sei zudem eine Gefahr für das indische Wachstumspotential.

Der indische Gesundheitsminister Shatrughan Sinha reagierte verärgert auf die Äußerungen Gates, Indien verliere die Kontrolle über die Zahl der Erkrankungen. Sinha erklärte dagegen, dass es Indien mit einer Infektionsrate von 0,7 Prozent gelungen sei, die Zahl der Infektionen stabil auf einem unteren Niveau zu halten. Die harsche Reaktion des Ministers erklärt sich damit, dass in Indien Themen wie Verhütung, AIDS oder Homosexualität nur selten öffentlich diskutiert werden. Im Gegensatz zu Sinha bedankte sich Premier Vajpajee für Gates Einsatz.

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