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Jetzt ist offiziell, was alle ohnehin schon wussten: Innenminister Lal Krishna Advani ist zweiter Mann der indischen Regierung. Im Rahmen einer Kabinettsumbildung "beförderte" ihn Premierminister Atal Behari Vajpayee am 1. Juli 2002 auf den neu geschaffenen Stellvertreterposten. Bedeutsam ist auch der Wechsel von Außen- und Finanzminister. Jaswant Singh und Yashwant Sinha tauschten ihre Plätze. Durch all die Änderungen soll die Position der rechten Indischen Volkspartei (Bharatiya Janata Party, BJP) innerhalb der Regierungskoalition gestärkt werden. Und mit Advani wird ein Mann Vizepremier, der als gefährlicher hindunationalistischer Demagoge gilt.
Advani wurde 1927 in Karachi, im heutigen Pakistan, geboren. Nach dem Schulbesuch studierte er Jura in Bombay. Bereits 1942 wurde Advani Mitglied des extremistischen Nationalen Freiwilligenverbandes (Rhastriya Swayamsevak Sangh, RSS), dem institutionellen Rückgrat der hindunationalistischen Ideologie. Im Zuge der Teilung Britisch-Indiens siedelte er 1947 nach Indien über. Vier Jahre später war er Gründungsmitglied der Hindu-Partei Bharatiya Jana Sangh (BJS), einem Vorläufer der BJP. Für den BJS arbeitete er in Führungspositionen in Rajasthan und Delhi. 1970 wurde Advani erstmals in das indische Oberhaus gewählt, dem er bis 1989 angehörte. Während des von Indira Gandhi verhängten Ausnahmezustandes (1975 bis 1977) war Advani zwei Jahre lang inhaftiert. Bei den anschließenden Neuwahlen konnte ein Wahlbündnis, die sogenannte Janata Party, Gandhis Kongress-Partei schlagen. Advani wurde Informationsminister, doch die Koalition scheiterte zwei Jahre später an der Gegensätzlichkeit der Partner.
Advani gehörte 1980 zu den Gründern der BJP, deren Vorsitzender er von 1986 bis 1991 und 1993 bis 1998 war. Unter seiner Führung instrumentalisierte die Partei mit gnadenlosem Populismus religiöse Symbole für ihre politischen Ziele. Zu Beginn der 90er Jahre setzte sich Advani an die Spitze der Ayodhya-Bewegung und propagierte den Abriss der Babri-Moschee in der nordindischen Kleinstadt. Bei der Zerstörung 1992 war er dabei. Nach dem Wahlsieg der BJP 1998 vertrat er als Innenminister eine kompromisslose Haltung im Kaschmir-Konflikt und war maßgeblich für das Scheitern der indisch-pakistanischen Gespräche im letzte Jahr in Agra verantwortlich. Auch während der gegen Muslime gerichteten Pogrome in Gujarat intervenierte er nur zögerlich.
Dennoch wird Advani als Nachfolger Vajpayees gehandelt. Käme es soweit, könnten sich die innen- und außenpolitischen Konflikte Indiens allerdings weiter verschärfen.
Quelle: Dieser Artikel erschien am 5. Juli 2002 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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