Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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Drei Artikel beziehen sich auf ältere literarische Indienbilder. So beschreibt Bashir Ahmad (Srinagar) das Interesse der klassisch-romantischen Epoche von Goethe bis Richard Wagner an orientalischen Religionen und dessen Niederschlag in dichterischen Werken. Robert Gafrik (Bratislava) weist die Inspirationsquellen für Alfred Döblins kaum bekanntes Versepos "Manas" (1927) in der altindischen Mythologie nach und zeigt, wie Döblin das Material im Sinne der expressionistischen Kunst- und Weltauffassung zur Darstellung einer Rebellion des selbstbewusst werdenden Menschen gegen Gott nutzt. A.P. Natarajan (Varanasi) beschreibt das Indienbild Elias Canettis, das offenbar auf einer schmalen Basis von Kenntnissen beruht, aber sehr negativ von Vorstellungen einer 'arisch-rassistischen' Ideologie geprägt ist.
Schwerpunkt des Bandes sind jedoch neuere Werke zeitgenössischer Autoren. Ilija Trojanows Roman "Der Weltensammler" (2007) über den britischen Forscher, Sprachgelehrten und Diplomaten Richard Francis Burton, der sich im 19. Jh. in die kulturellen und religiösen 'Welten' Indiens, Arabiens und Afrikas einlebte, bekommt von Gert Hofmann (Cork) und Swati Acharya (Pune) die besten Bewertungen. Der aus schwer nachvollziehbaren Gründen als 'Roman' bezeichnete Bericht des Österreichers Josef Winkler "Domra. Am Ufer des Ganges" (1996) über seine monatelangen Beobachtungen des Lebens und Treibens an einem Leichenverbrennungsplatz in Varanasi irritiert dagegen Hanna Engelmeier (Berlin) durch eine Mischung aus nekrophiler Neugier, homoerotischem Voyeurismus und 'monomanem Umschreiben' noch der geringfügigsten Geschehnisse im Umfeld der Verbrennungsstätte. In Thorsten Beckers Roman "Die Besänftigung" (2003) spielt ein kluger Elefant zur Zeit des zum Buddhismus bekehrten Kaisers Ashoka (3. Jh. vor Chr.) die Hauptrolle. Manfred Durzak (Berlin) findet, dass man aus dieser originellen Idee etwas hätte machen können, konstatiert dann aber, dass der märchenhafte Stoff durch inkonsequente Ausgestaltung und stilistische Mängel "verschenkt" wurde. Ulla Lenzes Roman "Schwester und Bruder" (2003) verknüpft in puzzle-artiger Technik Erlebnisse aus der Kindheit eines deutschen Geschwisterpaars mit einer langen Indienreise des Bruders, von der er krank zurückkehrt, und einer zweiten gemeinsamen Reise der Geschwister, die deren Entfremdung allmählich zu überwinden hilft.
Aurelie Choné (Straßburg) präsentiert Indien-Reiseberichte deutschsprachiger Autoren um 1900 und das Reisebuch "Shiva Moon" (2006), in dem der Journalist Helge Timmerberg dem Ganges von der Quelle bis zur Mündung folgt und mit Humor auf die Widersprüche zwischen Tradition, Kommerz und Globalisierung eingeht. Kurzreise-Berichte west- und ostdeutscher Literaten nach 1945 stellt auch Anushka Gokhale (Pune) vor. In ihnen erkennt man die unterschiedlichen ideologischen Vorprägungen der Autoren und ihre Verunsicherung angesichts der fremden Kultur.
Annakutty V.K. Findeis (Mumbai) empfiehlt die Tagebücher der Schweizer Künstlerin und Kunsthistorikerin Alice Boner (1889-1981), die 42 Jahre in Varanasi lebte und tief in die indische Geisteswelt eindrang. Ferner enthält der Band Beiträge zu den deutschen Wurzeln im Erzählwerk von Anita Desai ("Baumgartner's Bombay", 1988) und zu den Aufzeichnungen des Religionswissenschaftlers Mircea Eliade ("Indisches Tagebuch. Reisenotizen 1928-1931", 1996).
Die meisten Beiträge sind informativ und regen zu gezielter weiterer Lektüre an. Einige fallen allerdings durch zahlreiche Tippfehler, sachliche Irrtümer und fehlerhafte Literaturangaben auf. Leider fehlen auch Angaben über die Autoren der Beiträge. Außer dem Wohnort erfährt man nichts über sie und ihre Tätigkeit. Bei einem renommierten Wissenschaftsverlag wie Peter Lang hätte man eigentlich mehr editorische Sorgfalt erwarten dürfen.
"Bilder Indiens in der deutschen Literatur" (Mäander. Beiträge zur deutschen Literatur, Band 10), herausgegeben von Manfred Durzak, Peter Lang Verlag, Frankfurt 2011, 226 Seiten, 42,80 €.
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